Virtual Reality
Das Metaversum sieht Masie kritisch: Weder sei eine VR-Brille ein Tool erster Wahl, noch sei Mark Zuckerbergs Facebook-Imperium, das inzwischen in Meta umbenannt wurde, für viele Unternehmen akzeptabel. Ein Hauptproblem sieht er allerdings darin, dass das Metaversum die Vorstellungskraft der Jüngsten nicht erobert: «Die interessieren sich momentan eher für TikTok oder Instagram. Ohne die jüngeren Generationen hat Technologie aber keine Chance auf Erfolg.»
Künstliche Intelligenz
In der Tat stehen die jüngeren Generationen augenscheinlich vor anderen Herausforderungen: Kay Law, Co-Founder und CTO des Kölner Start-ups Anymate-me, sieht im Video die Zukunft der digitalen Kommunikation nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch für Unternehmen. Die Kombination von Video und künstlicher Intelligenz eröffnet faszinierende Möglichkeiten, wie die Präsentation des Start-ups (siehe unten) zeigte. Dass KI-Technologie Arbeit und Gesellschaft revolutionieren wird, daran dürfte allerdings schon länger kein Zweifel mehr bestehen. Mit dem Aufkommen von ChatGPT sind diese Möglichkeiten für die Menschen greifbarer geworden. Die Präsentationen auf der Learntec 2023 zeigten, wie intensiv die Anbieter das Thema der Personalisierung von Lernangeboten heute vorantreiben. Auch in anderen Bereichen hilft KI kräftig mit, zum Beispiel beim Erstellen von Kompetenzprofilen, beim Matching von Kompetenzanforderungen und Lernangeboten, bei der Generierung von Analytics, bei der Lokalisierung von Inhalten, um nur einige Anwendungsfälle zu nennen. Kurz: Es gibt fast kein Produkt, das heutzutage auf KI-Elemente verzichtet. Die Technologie öffnet die Tür für weitere rasante Entwicklungen, wie das folgende Beispiel zeigt.
Mehrsprachige Videopräsentationen mithilfe Künstlicher Intelligenz
Das Unternehmen Anymate-me, eine Ausgründung der Universität Köln, befasst sich mit dem Synthetisieren von Video und Audio. Es nutzt KI, um realistisch wirkende Avatare vor der Videokamera zu erschaffen. Bei synthetischem Audio handelt es sich um künstlich erzeugte Stimmen, die man heutzutage so trainieren kann, dass sie in Tonalität und Stimmlage einem Original zum Verwechseln ähnlich werden. Wie Anymate-me-Mitgründer Kay Law erläuterte, bestehe die Herausforderung heute noch darin, dass man drei bis vier Stunden Audiomaterial benötige, um eine Stimme zu klonen. Das Unternehmen arbeite daran, für eine Synthetisierung der Stimme zukünftig nur 3 bis 20 Minuten zu benötigen.
Die grösste Herausforderung bei der Videoerstellung ist der Aufwand, der dafür benötigt wird und der sich in den Kosten niederschlägt. Anymate-me will dieses Problem lösen. Auf der Webplattform des Unternehmens können synthetische Videos via Texteingabe erzeugt werden. Man wählt dazu einen Avatar in Form einer realen Person für das Video aus oder kann in einer individualisierten Variante einen Avatar erstellen lassen. Der Avatar kann den hochgeladenen Text, die Powerpoint-Präsentation oder die Audiodatei in 65 Sprachen vortragen. Die sonst aufwendige Lokalisierung kann so quasi mit einem Mausklick durchgeführt werden. In einem Anwendungsfall hat das noch junge Unternehmen eine Newsletter-Kampagne mit personalisierten Videos, d.h. mit einer persönlichen Begrüssung des Adressaten, durchgeführt. Dazu wurde eine Tabelle hochgeladen und das personalisierte Video automatisiert erstellt. Die Klickraten wurden damit signifikant erhöht.
Law nannte in seiner Präsentation verschiedene weitere Nutzungsfälle:
- In einem Fall hat Anymate-me für die HR-Abteilung eines internationalen Konzerns einen Avatar erstellt, sodass dieses Unternehmen nun selbständig synthetische Videos für die internationale Kommunikation erstellen kann. Dies habe, so Law, weniger als eine Stunde gedauert.
- Für eine Schweizer Pensionskasse wurden Erklärvideos in mehreren Sprachen erstellt.
- Ein weiterer Nutzungsfall sind Gebärdensprache-Videos, die mit der Anymate-me-Technologie automatisch erzeugt werden können.
Links:
Anymate-me
Website von Elliot Masie
Take Aways
- Lernen vollzieht sich heute schneller, in kürzeren Einheiten und situativ.
- Beim Lernen wird eine Vielfalt von Medien genutzt.
- Künstliche Intelligenz (KI) kann Content-Erstellung, Adaptivität, Personalisierung und technische Prozesse verbessern bzw. beschleunigen.
- KI werde ein stärkerer Treiber bei der Veränderung digitaler Lernangebote sein als Virtual Reality in der heute bekannten Form mit 3D-Brille, so der E-Learning-Experte Elliot Masie.