Erfolgreiches Lernen ist von vielen Faktoren abhängig: von der Motivation der Lernenden, von der Anwendbarkeit im Alltag, von der Verständnisfähigkeit der Lernenden, von der Aufbereitung der Inhalte und von ihrer medialen Umsetzung. Diese und viele weitere Faktoren sind im «Lernkultur-Framework» von Learnhacks.de (siehe Abbildung) anschaulich zusammengefasst. Jan Foelsing (E-Learning-Berater und Buchautor) mahnte an, dass die gewählten Technologien und Methoden zur Organisation passen müssten. Sonst werde Peer-Learning nicht funktionieren. Namentlich in Unternehmen, die sich in Silos organisieren, sowie in Organisationen, wo selbstbestimmtes Lernen keine Option ist, weil deren Kultur wenig Spielraum für eigene Entscheidungen lasse.
Sein Vortrag widmete sich wie einige weitere an der LearnTec 2024 dem Thema der Wirksamkeit von Learning-Aktivitäten – meist, um dann elaborierte Funktionen wie KI-gestützte Chatbots als Lernbegleiter zu präsentieren oder Personalisierungsfunktionen als den Lerneffekt steigernde Lösungen darzustellen. Hier zeigen sich aktuell spannende neue Entwicklungen, die ihre Wirksamkeit und Akzeptanz bei Lernenden allerdings noch unter Beweis stellen müssen.
Lernzeit als Messgrösse für Wirksamkeit?
Jessica Schlauer, zuständig für die Abteilung Learning & Development (L&D) bei dem international agierenden Unternehmen Techem Energy Services, ging einer eher traditionell anmutenden Frage nach, nämlich inwieweit die benötigte Lernzeit ein Indikator für den Lernerfolg sein könne und wie man Lernerfolg eigentlich messen solle. Die Lernzeit ist in vielen Learning-Management-Systemen (LMS) ein gängiger Key-Performance-Indicator (KPI), nicht zuletzt auch deshalb, weil sie in verschiedenen Audits eine Kenngrösse darstellt. Wenn beispielsweise im Rahmen einer Zertifizierung Indikatoren gesucht werden, inwieweit ein Unternehmen Mitarbeitende fördert und eine Innovationskultur unterstützt wird, dann orientieren sich Auditoren unter anderem an dieser Kennzahl. Was aber sagt sie aus?
Publikum und Referenten waren sich darin einig, dass die Lernzeit als Indikator für Lernerfolg nicht besonders aussagekräftig ist und auch keine Orientierung gibt hinsichtlich Wirkung im Sinne des Unternehmensergebnisses. Dies zeigt auch der LinkedIn Learning-Report von 2023. Er weist die zwölf am häufigsten in Unternehmen genutzten Metriken weltweit aus; die Lernzeit rangiert auf Platz 10:
- Zufriedenheit der Lernenden, die in Fragebögen ermittelt wird
- Informelles und qualitatives Feedback der Lernenden
- Anzahl der Mitarbeitenden, die Kurse oder Trainings belegen
- Leistungsergebnisse, die durch Prüfungen oder Tests erhoben werden
- Anzahl der Kurse, die Mitarbeitende abgeschlossen haben
- Verbesserte Performance-Reviews
- Team- oder Unternehmens-Business-Metriken
- Verbesserte Produktivität der Mitarbeitenden
- Verbesserte Mitarbeitenden-Retention
- Anzahl der Stunden, die für Weiterbildung eingesetzt werden
- Fortschritte auf dem Weg, Kompetenzlücken der Mitarbeitenden zu schliessen
- Anzahl neuer Kenntnisse und Fertigkeiten, über die die Mitarbeitenden verfügen