Mobiliar implementiert ChatGPT für ihre Mitarbeitenden

Barbara Agoba
Leiterin Human Resources, Mobiliar

Frau Agoba, welche Bedeutung hatte Künstliche Intelligenz bisher bei der Mobiliar?

Wir setzen Künstliche Intelligenz bereits seit mehreren Jahren ein. Kundinnen und Kunden, die online einen Schaden erfassen, werden von KI unterstützt. E-Mails, die bei den Tochtergesellschaften Mobi24 und Protekta eintreffen, werden von KI an die richtige Stelle weitergeleitet. Ein trainiertes KI-Übersetzungstool sorgt dafür, dass die Terminologie der ­Mobiliar in allen Unternehmenssprachen korrekt verwendet wird.

Warum setzen Sie mit einer eigenen Anwendung so offensiv auf das Thema ChatGPT?

Mit Mobi-ChatGPT können die Mitarbeitenden die Vorteile von ChatGPT datenschutzkonform nutzen. Das Tool kann Texte erstellen, redigieren oder zusammenfassen, aber auch Ideen liefern, Fragen beantworten und vieles mehr. Die Anwendung basiert auf dem ChatGPT-Service von Microsoft/Azure OpenAI.

Wie muss man sich das in der Praxis vorstellen und welche weiteren Anwendungen sind geplant?

Mobi-ChatGPT steht für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter grundsätzlich in allen Bereichen des Unternehmens zur Verfügung. Wo und wie ChatGPT künftig eingesetzt wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Auf einen Aufruf zur Erfassung potenzieller KI-Anwendungsgebiete hat unser Bereich Geschäftsentwicklung innerhalb weniger Tage 90 Vorschläge von Mitarbeitenden erhalten. Wir sehen Anwendungsmöglichkeiten unter anderem bei der Erstellung von Inhalten, etwa im Aktuariat zur Erstellung von Codes. Zudem kann Mobi-ChatGPT als Werkzeug dienen, um längere Texte zusammenzufassen und zu übersetzen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind sehr umfassend.

Gibt es bei der Mobiliar spezifische Regeln im Umgang mit ChatGPT?

Wir empfehlen unseren Mitarbeitenden, Mobi-ChatGPT dort einzusetzen, wo sie den Output selbst verstehen, validieren oder prüfen können. Als Wissensdatenbank, wie zum Beispiel Google, ist das Tool nicht geeignet.

Gibt es auch Geschäftsbereiche, in denen Sie von ChatGPT abraten oder den Einsatz sogar verbieten?

Im Zusammenhang mit Sozialversicherungsfragen findet Mobi-ChatGPT aktuell keine Anwendung. Aus Datenschutzgründen sind weder Personal- noch Kundendaten damit verknüpft.

Welche Ziele sind Ihnen aus Sicht der HR-Verantwortlichen bei der Einführung von ChatGPT besonders wichtig?

Als Arbeitgeberin wollen wir unseren Mitarbeitenden moderne Werkzeuge zur Unterstützung ihrer Alltagsaufgaben zur Verfügung stellen. Damit wollen wir ihre Eigenverantwortung fördern und ihre Marktfähigkeit sicherstellen. Unsere Mitarbeitenden sollen sowohl im privaten als auch im Arbeitsumfeld die neusten Technologien nutzen können. Deshalb befähigen und animieren wir sie, Mobi-ChatGPT einzusetzen.

Wie setzen Sie die Implementierung konkret um?

Wir bieten unseren Mitarbeitenden innovative Schulungsangebote an, bei denen sie sich aktiv mit neuen Technologien auseinandersetzen, Erfahrungen sammeln und ihre Kompetenzen für die Zukunft stärken. Etwa bei Lunch-Treffs als Diskussionsformat.

Das klingt alles sehr harmonisch, aber wie gehen Sie mit möglichen Vorbehalten ihrer Angestellten um?

Mitarbeitende können sich mit KI-Experten zum Einsatz und Potenzial, aber auch zu Vorbehalten gegenüber der Technologie austauschen. Ausserdem bieten wir gezielte Workshops an, um die eigenen Kenntnisse zu erweitern. Zusätzlich gibt es eine unternehmensinterne Community, wo Tipps und Tricks zum Gebrauch von KI geteilt werden.

Was motiviert Sie an diesem Projekt besonders?

Die Künstliche Intelligenz ist eine Chance, unser Leben einfacher und besser zu gestalten – verbunden mit einem verantwortungsvollen Umgang mit Daten. Mit der Nutzung von KI befähigen wir unsere Mitarbeitenden für die Zukunft und leisten so einen wesentlichen Beitrag, um auch künftig eine der besten Arbeitgeberinnen in der Schweiz zu sein.