Remote Work: EU-Studie über die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt in ländlichen und städtischen Räumen zeigt Kluft auf

Mittwoch, 29. Dezember 2021
Remote Work, also das Arbeiten von einem beliebigen Ort ausserhalb des Büros aus, könnte zu einem dauerhaften Merkmal der Arbeitswelt werden, so lautet eine Hypothese der Studie. Allerdings kommt sie zu dem Schluss, dass sich hier eine Kluft zwischen den urbanen Zentren Europas und der Peripherie auftut.

Die Ergebnisse der Eurofound-Umfrage zu den Auswirkungen der Pandemie in unterschiedlichen Regionen wurden in der Zeitschrift TerritoriALL publiziert, die von dem auf regionale Analyse spezialisierten Europäischen Raumbeobachtungsnetzwerk ESPON herausgegeben wird. Die Befragungen wurden in drei Zeiträumen (Frühjahr 2020, Sommer 2020 und Frühjahr 2021) durchgeführt.

Die Umfrage zeigt, dass der Prozentsatz der Befragten, die aufgrund der Krise ihren Job verloren haben, zu Beginn in urbanen Regionen mit 3.3% höher lag als im ländlichen Raum mit 3.2%. Allerdings habe sich die räumliche Verteilung der COVID-19-Fälle im Laufe der Zeit verschoben, wodurch sich auch die Auswirkungen auf die Beschäftigung veränderten.

 

Auf dem Höhepunkt der dritten Pandemie-Welle im Jahr 2021 war der Anteil der Befragten, die ihren Job verloren hatten, mit 5.4% im ländlichen Raum höher als in urbanen Regionen (5.1%). Ausserdem habe die Krise auch die Unterschiede zwischen den Regionen im Hinblick auf mobiles Arbeiten verdeutlicht, das sich für viele Angestellte zum Standard-Arbeitsmodus entwickelt hat. Laut der Studie sind Möglichkeiten zur mobilen Arbeit in Grossstädten wesentlich eher gegeben als in weniger dicht besiedelten Regionen. So gingen 64.5% der Befragten in ländlichen Gegenden im Frühjahr 2021 ihrer Arbeit ausschliesslich in physischer Präsenz am Arbeitsplatz nach. Im Sommer 2020 war dieser Anteil mit 58.5% noch geringer ausgefallen. Der Anteil der ausschließlich in Fernarbeit tätigen Befragten in ländlichen Gebieten hingegen halbierte sich nahezu von 32.4 auf 17% zwischen Sommer 2020 und Frühjahr 2021, so die Ergebnisse der Studie.

Ein ganz anderes Bild ergibt sich in den urbanen Regionen. Hier betrug im Frühjahr 2021 der Anteil der ausschliesslich an ihrem Arbeitsplatz tätigen Befragten 43.7%. Der Rest arbeitete entweder ausschließlich von zu Hause aus (30.4%) oder wechselte zwischen Fern- und Präsenztätigkeit ab (26%). Der Anteil jener Befragten, die sowohl von zuhause also auch an ihrem Arbeitsplatz arbeiteten, stieg von 16.2% im Sommer 2020.

Die Forscher vermuten als Ursachen für diese Unterschiede eine mangelhafte digitale Infrastruktur im ländlichen Raum. Zudem sei mobiles Arbeiten in einigen Wirtschaftssegmenten, die in urbanen Zentren vorherrschen, wie etwa Bildung, öffentlicher Dienst und Finanzdienstleistungen besonders verbreitet. Massimiliano Mascherini, Leiter des Bereichs Sozialpolitik bei Eurofound, und seine Mitarbeiterin Paola Asja Butera kommen zu dem Schluss, dass sich durch diese Einschränkungen die Kluft zwischen den urbanen Zentren und der Peripherie höchstwahrscheinlich weiter verbreitern wird, da «davon auszugehen ist, dass mobiles Arbeiten und hybride Arbeitsformen zukünftig dauerhafte Merkmale der Arbeitswelt sein werden».

 

Weiterer Artikel zum Thema: Gensheimer, Michaela: «The Covid-19 pandemic has changed our way of Woriking», in: Territorial, Ausg. 5, November 2021, Seite 44 (in englischer Sprache)

Publikaton zum Thema Knowledge Economy: ESPON Policy Brief Migration patterns.pdf

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