Auch bei Herzerkrankung: Rauchstopp «halbiert» Infarktrisiko

Montag, 02. September 2024
Der Verzicht auf Zigaretten lohnt sich laut einer Studie auch nach der Diagnose einer Herzkrankheit. Wer nach der Diagnose auf Zigaretten verzichtet, senkt das Risiko eines Infarkts um fast die Hälfte. Mit dem Rauchstopp sollte man sich aber nicht viel Zeit lassen.

Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und potenziell tödlich, ist allgemein bekannt. «Es gibt kaum eine Erkrankung, die nicht negativ mit Zigarettenrauch korreliert», sagt Ulrich Laufs vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Direktor der Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Doch obwohl Zigaretten nachweislich Tumore, Schlaganfälle und Herzinfarkte verursachen, fällt der Rauchstopp vielen Menschen schwer.

Zigarettenkonsum reduzieren reicht nicht

Eine Studie zeigt, dass sich der Verzicht aber auch nach der Diagnose einer stabilen koronaren Herzkrankheit noch lohnt. «Eine stabile koronare Herzkrankheit entsteht, wenn die Herzkranzgefässe durch Kalkablagerungen verengt sind», erklärt Laufs. Stabil bedeute in dem Zusammenhang, dass noch keine lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Vorfälle durch einen Verschluss von Blutgefässen verursacht wurden, etwa Herzinfarkte oder Schlaganfälle.

In der Untersuchung fanden Forschende heraus, dass sich das Risiko für solch gefährliche Ereignisse in einem Zeitraum von fünf Jahren fast halbierte (44%), wenn Patienten nach der Diagnose mit dem Rauchen aufhörten. Dagegen zeigte sich bei Rauchern, die ihren Zigarettenkonsum lediglich reduziert hatten, kein deutlicher Risikounterschied im Vergleich zu denen, die diese Gewohnheit beibehielten.

Wenn nicht nach einer Diagnose - wann dann?

Besonders wichtig sei das erste Jahr nach der Diagnose, sagt Studienautor Jules Mesnier vom Hospital Bichat-Claude Bernard in Paris. Von jenen Teilnehmenden, die nach der Diagnose das Rauchen stoppten, wurden 73% in diesem Zeitraum abstinent und senkten so ihr Risiko für Herzinfarkte und andere schwerwiegende Herz-Kreislauf-Vorfälle deutlich. Dass fast drei Viertel jener Patienten, die nach der Diagnose nicht mehr weiterrauchten, das Laster gleich im ersten Jahr ablegten, ist für den Kardiologen Harm Wienbergen vom Klinikum Links der Weser in Bremen eine logische Konsequenz: «Nach so einer lebensbedrohlichen Schockdiagnose ist die Motivation, mit dem Rauchen aufzuhören, besonders hoch.»

Patienten sollten vor allem zur Zeit der Diagnose bei der Herausforderung, mit dem Rauchen aufzuhören, unterstützt werden. Ihnen zu sagen, dass sie ihr Risiko für ein «schweres Ereignis oder den Tod um die Hälfte senken können», sei eine starke Botschaft, betont Mesnier. 

Obwohl Ex-Raucher im Vergleich zu aktiven Rauchern schnell eine deutliche Reduzierung ihres Risikos für Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Ereignisse erzielten - das Risiko-Niveau von Nichtrauchern erreichten sie der Studie zufolge auch Jahre später nicht. Doch für jene Patienten, die der Zigarette treu blieben, stieg das Risiko für gravierende Vorfälle mit jedem weiteren Jahr im Mittel um 8%. Wer aufhört zu rauchen - oder gar nicht erst anfängt -, tut nicht nur seinem Herzen etwas Gutes. Nichtrauchen senkt nicht nur das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern unter anderem auch für Demenz und Diabetes.

Nichtraucher-Umfeld hilft beim Aufhören

Damit Raucher, ob herzkrank oder nicht, ihren Tabakkonsum beenden, sollte das unmittelbare Umfeld aus Nichtrauchern bestehen, empfiehlt Laufs: «Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand es schafft, mit dem Rauchen aufzuhören, korreliert damit, ob in seinem Umfeld geraucht wird.» Für manche Patienten komme auch eine medikamentöse Unterstützung oder eine Nikotinersatztherapie infrage. (sda dpa)

Über die Studie

Die Studie, die auf dem diesjährigen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) Ende August in London präsentiert wurde, wertete Daten von 32378 Patienten aus, die im Durchschnitt 6.5 Jahre nach der Diagnose einer koronaren Herzkrankheit aufgenommen wurden. Von ihnen hatten rund 13400 Teilnehmende (41.3%) nie geraucht, fast 15000 (46.2%) waren ehemalige Raucher, und etwa 4000 (12.5%) rauchten weiter.

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