Cannabiskonsum erhöht das Risiko für Psychosen um das Elffache

Mittwoch, 22. Mai 2024
Cannabis schadet den noch nicht ausgereiften Gehirnen Jugendlicher, das haben Studien schon mehrfach gezeigt. Der Zusammenhang zwischen jugendlichem Cannabiskonsum und psychotischen Störungen könnte sogar noch stärker sein als bisher angenommen, ergab nun eine im Fachjournal «Psychological Medicine» vorgestellte Studie.

Der kanadischen Studie zufolge berichteten fünf von sechs Jugendlichen (12 bis 19 Jahre), die im Studienverlauf wegen einer psychotischen Störung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden oder eine Notaufnahme aufsuchten, über Cannabiskonsum. Bei jungen Erwachsenen (20 bis 33 Jahre) wurde kein deutlicher Zusammenhang gefunden. Die Anzahl an Jugendlichen mit Cannabiskonsum sei womöglich sogar noch grösser. Da Freizeit-Cannabiskonsum zum Studienzeitpunkt in Kanada illegal gewesen sei, sei es möglicherweise zu einer Untererfassung gekommen.

Mehrheit entwickelt keine Störung - Risiko steigt aber massiv

Es gelte weiterhin, dass die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, keine psychotische Störung entwickelt, erklärte Studienautor André McDonald von der Universität Toronto. Jugendliche, die Cannabis konsumieren, hätten jedoch ein 11-fach höheres Risiko für eine psychotische Störung als Jugendliche, die keines nutzen.

Cannabis wurde stärker

Frühere Forschungsarbeiten stützten sich weitgehend auf ältere Daten, als Cannabis noch weniger stark war als heute. Dies nehmen die Forschenden in Kanada als Grund für eine mögliche bisherige Unterschätzung an. Der durchschnittliche Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) bei illegalem Cannabis stieg in Kanada demnach von etwa 1% im Jahr 1980 auf 20% im Jahr 2018.

McDonald hatte zusammen mit seiner Kollegin Susan Bondy bevölkerungsbasierte Erhebungsdaten aus den Jahren 2009 bis 2012 mit Aufzeichnungen von Gesundheitsleistungen bis zum Jahr 2018 verknüpft. Die mehr als 11000 einbezogenen Teilnehmer waren zu Studienbeginn zwischen 12 und 24 Jahre alt und hatten bis dahin keine psychotische Störung.

Kein kausaler Zusammenhang bewiesen

Zu bedenken ist dabei, dass die Analyse wie vorhergegangene epidemiologische Studien eine Korrelation zeigt, keinen kausalen Zusammenhang. Das heisst, ein umgekehrter Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden: Jugendliche mit psychotischen Symptomen könnten zum Beispiel vor der klinischen Diagnose eine Selbstmedikation mit Cannabis begonnen haben. (sda)

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