Long-Covid bezieht sich auf eine Vielzahl von Symptomen, die verschiedene Organe betreffen und von Personen nach einer Infektion mit dem Coronavirus (COVID-19) berichtet werden. Eine Forschergruppe der Universität Oxford, des National Institute for Health Research und des Oxford Health Biomedical Research Centre hat sich damit befasst, weil über deren Häufigkeit, Zusammenwirken der Symptome und die Rolle von Alter, Geschlecht und Covid-Krankheitsverlauf noch nicht viel bekannt war.
Dazu wurden Daten aus elektronischen Patientenakten analysiert, die von über 270 000 Covid-Genesenen stammen. Die Inzidenz und das gleichzeitige Auftreten innerhalb von 6 Monaten nach der Diagnose wurden für neun Kernmerkmale von Long-Covid berechnet. Zu diesen Merkmalen gehören Atembeschwerden/Atemnot, Müdigkeit/Unwohlsein, Brust-/Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Unterleibssymptome, Myalgien, andere Schmerzen, kognitive Symptome und Angst/Depression. Die Daten wurden verglichen mit Nachwirkungen von Influenza-Erkrankungen.
Die Ergebnisse
Von den COVID-19-Überlebenden wiesen 57% ein oder mehrere Long-Covid-Merkmale auf, die während des gesamten Sechsmonatszeitraums (d. h. einschliesslich der akuten Phase) erfasst wurden, und 36.55 % zwischen 3 und 6 Monaten. Alle neun Merkmale traten mit einer Gesamtüberhäufigkeit von 16.60% nach COVID-19 häufiger auf als nach Influenza.
Klinische Long-Covid-Merkmale zeigten eine gewisse Spezifität für COVID-19, obwohl sie auch nach einer Influenza beobachtet wurden. Je nach demografischen Merkmalen und Schweregrad der Erkrankung wurden unterschiedliche klinische Long-Covid-Profile beobachtet.
Das Risiko von Long-Covid-Merkmalen erwies sich als höher bei Patienten, die eine schwerere COVID-19-Erkrankung hatten, und etwas höher bei Frauen und jungen Erwachsenen. Die Daten zeigten, dass bei 46% der Kinder und jungen Erwachsenen zwischen 10 und 22 Jahren in den sechs Monaten nach der Genesung mindestens ein Symptom aufgetreten war.
Dieses Risiko einer langen Covid-Erkrankung unterstreicht die Relevanz des Corona-Schutzes für Kinder und Jugendliche, auch wenn der Studie zufolge die meisten nicht schwer erkranken.
(Quelle s.u., eigene Übersetzung)
Die Erkenntnisse dieser Analyse seien wichtig für die Planung entsprechender Gesundheitsdienste, führen die Autoren der Studie aus. Zudem deute die Tatsache, dass das Long-COVID-19-Risiko höher ist als Nachwirkungen von Influenza, darauf hin, dass es sich bei Long-Covid nicht nur um eine allgemeine Folge einer Virusinfektion handelt. Dies könnte bei der Entwicklung wirksamer Behandlungen gegen Long-Covid helfen. (he)
Quelle: Taquet M, Dercon Q, Luciano S, Geddes JR, Husain M, Harrison PJ (2021) Incidence, co-occurrence, and evolution of long-COVID features: A 6-month retrospective cohort study of 273,618 survivors of COVID-19. PLoS Med 18(9): e1003773. https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003773