Frauen und Männer sind unterschiedlichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Sie zeigen ein anderes Gesundheitsverhalten und sind unterschiedlich von Krankheiten betroffen. Auch werden sie im Gesundheitswesen unterschiedlich behandelt. Während die Schweiz zwar über ein qualitativ hochstehendes Gesundheitssystem verfüge, gebe es doch geschlechterspezifische Ungleichheiten und eine tendenziell männliche Perspektive in Forschung und Versorgung.
Der Bericht in Erfüllung des Postulats Fehlmann Rielle (19.3910) ortet deshalb Handlungsbedarf in der Forschung, Bildung, bei den Arbeitsbedingungen, Prävention und Gesundheitsversorgung. Für jeden Bereich leitet er Massnahmen für verschiedene Bundesstellen ab.
Verbesserungen in der Forschung
Im Bereich Forschung wird Swissmedic beauftragt zu prüfen, ob Bedarf besteht, die geschlechtersensiblen Faktoren in der klinischen Forschung besser zu berücksichtigen und diese Aspekte in wichtige Gremien und Leitlinien einzubringen. Mit der Lancierung des Nationalen Forschungsprogramms «Gendermedizin und Gesundheit» (NFP 83) hat der Bundesrat 2023 bereits eine zentrale Massnahme ergriffen, um für einen besseren Einbezug von Geschlechteraspekten in der medizinischen Forschung zu sorgen.
Potenzial bei Bildung und Prävention
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation werden evaluieren, ob in der Ausbildung für das Gesundheitspersonal biologische und soziale Geschlechteraspekte genügend berücksichtigt werden und welche weiteren Schritte allenfalls unternommen werden müssten. Im Bereich der Prävention wird das BAG prüfen, wie Geschlechteraspekte noch besser in die Umsetzung der Strategie zur Prävention nichtübertragbaren Krankheiten sowie in der Strategie Sucht eingebracht werden können.
Beim Thema Gesundheitsversorgung wird das BAG zudem beauftragt, den spezifischen Bedürfnissen von Frauen im Rahmen der Nationalen Plattform Demenz Rechnung zu tragen. Demenzerkrankungen sind bei Frauen häufiger als bei Männern, werden jedoch im Durchschnitt später diagnostiziert. Ausserdem wird die Eidgenössische Qualitätskommission beauftragt, frauenspezifischen Bedürfnissen bei Projekten zur Verbesserung der Behandlungsqualität mehr Rechnung zu tragen.
Besserer Umgang am Arbeitsplatz
Auch die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen sind stark vom Geschlecht geprägt (z.B. sexuelle Belästigung). Das Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) werden beauftragt, das Präventionsmaterial gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu aktualisieren. Ausserdem sollen spezifische Massnahmen für den Gesundheitssektor geprüft werden.
Werden frauenspezifische gesundheitliche Bedürfnisse gezielt berücksichtigt, so können für Frauen bessere Behandlungsergebnisse erzielt und die Qualität im Gesundheitswesen kann insgesamt gesteigert werden. Die Bundesstellen werden bis Ende 2029 die Massnahmen umsetzen und dem Bundesrat erneut Bericht erstatten.