Hohe Arbeitsbelastung führt zu steigender psychischer Erschöpfung

Freitag, 03. November 2023
Tiefe Arbeitslosigkeit und Arbeitskräftemangel haben Auswirkungen auf die Arbeitnehmenden. Einerseits sinkt die Angst vor Arbeitsplatzverlust, andererseits steigen Arbeitsbelastung und Stress. Damit nimmt die psychische Erschöpfung zu.

Zu diesem Resultat kommt das neunte «Barometer Gute Arbeit» des Gewerkschaftsdachverbands Travail.Suisse und der Berner Fachhochschule. Für die Zunahme der psychischen Erschöpfung verantwortlich sind demnach Überstunden, Arbeit in der Freizeit und Beschäftigung über dem Wunschpensum.

Zu erschöpft für Privates

Nach stetigem Anstieg in den letzten Jahren ist die Erschöpfung bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern 2023 auf einem neuen Höchststand angekommen. Lediglich 12% sind nach der Arbeit nie erschöpft. 41.3% der Beschäftigten hingegen geben an, am Feierabend oft oder sehr häufig emotional erschöpft zu sein. Jede Dritte und jeder Dritte ist zu erschöpft, um sich noch um private oder familiäre Angelegenheiten kümmern zu können.

Als Folge davon sind gemäss Travail.Suisse psychische Probleme erstmals der Hauptgrund für eine IV-Rente. 820000 Beschäftigte wollen ihre Stelle wegen dem Stress und der psychischen Belastung wechseln. Gegenüber 2022 ist das eine deutliche Zunahme. Das letzte Barometer wies noch 650000 Wechselwillige aus. Für Travail.Suisse ist klar, dass nicht mehr Grippe oder Arbeitsunfälle das grösste Gesundheitsrisiko bei der Arbeit darstellen, sondern der Stress. Das sei ein Alarmzeichen. Ans Parlament richtet die Arbeitnehmerorganisation die Forderung, sich des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz anzunehmen.

Gute Aussichten auf neue Stelle

Das Barometer zeigt auch Positives: Über die Hälfte der Beschäftigten macht sich keine Sorgen um den Arbeitsplatz - so viele wie noch nie und über 10 Prozentpunkte mehr als 2019. Gleichzeitig schätzen sie die Chance auf eine neue Stelle als sehr gut ein. Dennoch sinkt die Zahl der Erwerbslosen nicht, die aus der Arbeitslosenstatistik verschwunden sind. Eine Erklärung biete die vernachlässigte Weiterbildung. 45.4% der Arbeitnehmenden gaben an, dabei wenig Unterstützung durch die Arbeitgebenden zu erfahren.

Barometer Gute Arbeit

Das «Barometer Gute Arbeit» existiert seit 2015. Erstellt wird es anhand der Befragung einer repräsentativen Stichprobe von jeweils rund 1500 Personen im Alter von 16 bis 64 Jahren. Es misst die Qualität der Arbeitsbedingungen anhand von 20 Kriterien im Zusammenhang mit Motivation, Sicherheit und Gesundheit.

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