Der Bundesrat wolle kein Impf-Obligatorium. Aber die Impfung sei der «individuelle Beitrag an das gemeinsame Ziel», warb Gesundheitsminister Alain Berset vor den Medien wiederholt fürs Impfen gegen Covid-19. Niemand wolle mehr geschlossene Restaurants und Kinos oder Geisterspiele in Sportstadien. Eine Impfung biete zwar keinen absoluten Schutz vor Covid-19, so Berset. Aber wenn man sich anstecke, seien die Krankheitsverläufe deutlich weniger dramatisch. Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung im Bundesamt für Gesundheit (BAG), ergänzte, die in der Schweiz verwendeten mRNA-Impfstoffe erlaubten es, grössere Ausbrüche ohne einschneidende Massnahmen bewältigen und zulassen zu können. Aber auch wenn man geimpft sei, könne man sich anstecken oder das Virus weitergeben.
«Wer sich nicht impft, trägt die Konsequenzen»
Für Gesundheitsminister Alain Berset gilt es, die individuellen Entscheide zum Umgang mit der Corona-Pandemie zu akzeptieren. Wer sich indes nicht impfe, der trage selber die Konsequenzen «und kann sich nicht mehr auf den Schutz durch staatliche Massnahmen verlassen», sagte er. Mit dem neuen Fokus in der Corona-Politik nehme der Bundesrat eine Erhöhung der Fälle in Kauf. Einziges Ziel sei es nun noch, eine allfällige Überlastung der Spitäler zu verhindern. Das Virus werde also zirkulieren, vor allem bei jenen, die nicht immun seien. Derzeit präsentiere sich die Situation ziemlich gut, die Dynamik mit den wöchentlichen Verdoppelungen der Ansteckungszahlen sei jedoch «nicht sehr vorteilhaft». Starke Einschränkungen liessen sich aber nicht mehr rechtfertigen. Mit der Impfung gebe es eine Alternative. Das Ende des Sommers nahe. Als Gemeinschaft seien die Menschen in der Schweiz gefordert, die noch bleibenden wenigen Massnahmen einzuhalten.
Griechenland: Konsequenzen für Impfverweigerer
Die Regierung in Athen hatte im Juli gesetzlich geregelt, dass Angestellte von Pflege- und Altenheimen bis zum 16. August geimpft sein müssen. Am 1. September verstreicht dann auch die Frist für Ärzte und alle im Bereich Gesundheit Beschäftigten. Ab dann können auch sie vom Dienst suspendiert werden. Alten- und Pflegeheimen, die Nichtgeimpfte beschäftigen, drohen Geldstrafen bis 200 000 Euro und der Entzug der Lizenz. In der Privatwirtschaft können Arbeitgeber sogar ihre Angestellten entlassen, wenn sie sich nicht impfen lassen. Inzwischen wurde in verschiedenen Altersheimen mit Suspendierungen von Pflegepersonal unter Einstellung der Lohnzahlungen begonnen.
USA: Regierung wirbt für Impfpflicht durch Arbeitgeber
Die US-Regierung hat Arbeitgeber ausdrücklich ermuntert, ihre Mitarbeiter zur Impfung gegen das Coronavirus zu verpflichten. Es liege in der Macht der Arbeitgeber «dabei zu helfen, die Pandemie zu beenden», sagte der Corona-Koordinator des Weissen Hauses, Jeffrey Zients. Die bisher angekündigten Regelungen durch Unternehmen, Bundesstaaten, Kommunen, Universitäten und Krankenhäuser verpflichteten bereits Dutzende Millionen Amerikaner zur Impfung. «Es ist klar, die Impfpflicht ist im ganzen Land auf dem Vormarsch», sagte Zients.
Die US-Regierung hat ihre eigenen Mitarbeiter bereits verpflichtet, sich impfen oder sich regelmässig auf eine Corona-Infektion testen zu lassen. Das Verteidigungsministerium will spätestens ab Mitte September eine Impfpflicht für Soldaten einführen.
Die Impfkampagne in den USA macht mit einer aktuellen Impfquote von 50.3% nur noch sehr langsam Fortschritte. Täglich sterben derzeit mehr als 450 Menschen nach einer Corona-Infektion. (sda/dpa/he)