Neue Ausbildung und Zertifizierung für Angehörigenbegleiter

Montag, 10. Juli 2023
Ende Juni haben 13 Angehörige die schweizweit erste Weiterbildung als Angehörigenbegleiter oder -begleiterin abgeschlossen. Dabei werden Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung darauf vorbereitet, andere Angehörige professionell zu unterstützen.

Der Start am 20. Mai 2022 war laut Medienmitteilung ein Wagnis, denn es brauchte Pioniergeist für die angehenden Angehörigenbegleiterinnen, sich auf einen intensiven Jahreskurs einzulassen, der mit viel Aufwand und wenig Garantien auf eine Anstellung verbunden war. 13 Angehörige von Familienmitgliedern mit einer meist schweren psychischen Erkrankung haben am so genannten EX-IN-Lehrgang für Angehörige teilgenommen. EX-IN steht für Experienced Involvement, also Einbezug durch Erfahrungswissen.

Wenn in der Schweiz bei rund 15–34% der Bevölkerung psychische Erkrankungen vorkommen [1], so könne davon ausgegangen werden, dass sehr viele Angehörige im Verborgenen grosse Leistungen erbringen, teilweise ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Weiterbildung mache diesen enormen Beitrag sichtbar und ermögliche es, auf bezahlter Basis andere Angehörige in schweren Krisen zu begleiten und ihnen zur Seite zu stehen. Selbsthilfegruppen für Angehörige wie die Vereinigung Angehöriger psychisch Kranker (VASK) leisteten viel, doch das allein reiche nicht aus. Zudem vergingen oft Jahre des Leidens, bis Angehörige von einer Selbsthilfegruppe erfahren würden. Es brauche deshalb mehr Unterstützung auf professioneller Basis in den Institutionen, wo Menschen mit einer psychischen Krankheit behandelt werden. Das neue Berufsfeld der Angehörigenbegleitung schliesse diese Lücke.

Der nächste Kurs ist für 2024 ausgeschrieben.

[1] Psychische Gesundheit in der Schweiz, Monitoring 2020, Obsan

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