Einen grossen Teil des Umsatzes mache die Suchtmittelindustrie auf dem Buckel von Menschen mit problematischem Konsum und ihren Angehörigen, schreibt die Stiftung in ihrem Bericht «Schweizer Suchtpanorama 2025». Deren Leid sei nicht akzeptabel. Es sei auch nicht akzeptabel, dass Gewinne privatisiert und die Schäden auf die Allgemeinheit abgewälzt würden, wird Tania Séverin, Direktorin von Sucht Schweiz, in dem Bericht zitiert.
Laut Sucht Schweiz sterben in der Schweiz jährlich mehr als 10000 Menschen aufgrund von Suchtmitteln. Ausserdem gehen die letzten Schätzungen von volkswirtschaftlichen Kosten für Sucht von jährlich 7.9 Mrd. Franken aus.
Massnahmen oft erfolglos
Sucht Schweiz fordert von der Politik, dass die öffentliche Gesundheit oberste Priorität haben müsse, vor der Gewinnmaximierung von einzelnen Industrien. Weil es um ein Milliardengeschäft gehe, bekämpfe die Suchtmittelindustrie politische Massnahmen zur Regulierung und Suchtprävention meist erfolgreich. Diesen Einflussversuchen muss sich die Politik laut den Forderungen der Stiftung entgegenstellen, etwa bei der Umsetzung der Volksinitiative «Kinder ohne Tabak» oder mit einem nationalen Verkaufsverbot für elektronische Einwegzigaretten.
Sucht Schweiz zeigt sich besorgt darüber, dass die Palette der Nikotinprodukte laufend grösser wird und der Nikotinkonsum insbesondere bei den Jugendlichen angestiegen ist. Dies betrifft sowohl herkömmliche Zigaretten als auch E-Zigaretten, Tabakerhitzer oder Snus-Produkte.
Diskussion um Cannabis-Legalisierung
An einem Scheideweg befindet sich die Schweiz laut Sucht Schweiz bei der Diskussion um die Cannabis-Legalisierung. Diese weltweit einzigartige Ausgangslage könnte im eidgenössischen Parlament zur Verabschiedung eines Regulierungsmodells führen, in dem der Gesundheitsschutz Priorität habe. Sollte die im Parlament erarbeitete Vorlage jedoch abgelehnt werden, würde wohl erneut eine Legalisierungs-Initiative lanciert, die dem Jugend- und Gesundheitsschutz weniger Gewicht geben würde, warnt Sucht Schweiz. Laut einer Befragung aus dem Jahr 2022 ist der Cannabis-Konsum in der Schweiz stabil. So haben 4% der 15- bis 64-Jährigen in der Schweiz im Monat vor der Befragung gekifft.
Kokain ist gemäss der Schweizerischen Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2022 die am zweitmeisten konsumierte illegale Substanz in der Schweiz. Rund 1% der 15- bis 64-Jährigen gab an, in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Kokain konsumiert zu haben. Bei den anderen illegalen Drogen ist das Bild laut dem jüngsten Suchtpanorama recht unklar. Während sich bei Heroin ein stabiler bis leicht rückläufiger Konsum feststellen lässt, liegen bei anderen Sustanzen wie Ecstasy oder Meth-Amphetamin kaum Daten vor, die eine klare Lageeinschätzung ermöglichen.
Alkohol bleibt grosses Problem
Alkohol bleibt in der Schweiz gesundheitspolitisch und volkswirtschaftlich eines der grössten Probleme. Die Gesellschaft muss gemäss der Stiftung jedes Jahr Kosten in der Höhe von 2.8 Mrd. Franken als Folge des Alkoholkonsums tragen. Der tägliche Alkoholkonsum geht zwar zurück, das Rauschtrinken bleibt aber auf zu hohem Niveau, wie Sucht Schweiz weiter schreibt. 12% der Bevölkerung über 15 Jahre würden die Hälfte des gesamten Alkohols trinken. Drei Männer und eine Frau würden in der Schweiz jeden Tag an den Folgen von Alkoholkonsum sterben. Bei rund der Hälfte alle untersuchten Gewaltdelikte im öffentlichen Raum sei zudem Alkohol im Spiel.
Auch Glücks- und Geldspiele sind Teil der Suchtproblematik. 4.3% der Bevölkerung hätten 2022 eine problematische Nutzung von Glücks- und Geldspielen aufgewiesen. Die Geldverluste der Spielenden hätten auf über 2 Mrd. Franken zugenommen. Spielschulden würden die betroffenen Haushalte belasten.