Bei einigen Bewohnerinnen und Bewohnern sei Lio sehr beliebt, erklärte Prasanthi Rajamayagam, Bereichsleiterin Pflege des Kompetenzzentrums Pflege und Gesundheit (KZU) in Embrach. «Sie laufen ihm teilweise nach, und lassen sich von ihm so zu mehr Bewegung animieren». Andere würden sich auch mal über ihn nerven.
Unterhaltung, Transport und Bewegung
Lio ist ein Pilotprojekt, das über zwei bis drei Jahre läuft. In dieser Zeit ist der Roboter in Ausbildung, und seine Fähigkeiten werden stetig erweitert. Auf der Pflegegruppe im Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit (KZU) in Embrach fährt Lio von Zimmer zu Zimmer, und bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern Unterhaltung an.
So kann der Roboter Witze und Geschichten erzählen, Musik abspielen und die Wetterprognosen durchgeben. Auch für den Transport, etwa von Wasserflaschen, wird Lio eingesetzt, er erinnert an Termine und bringt die Post. Ausserdem macht er den Bewohnerinnen und Bewohnern Übungen für die Bewegungstherapie vor.
Kein Ersatz für Fachkräfte
Viele der Aufgaben erledigt Lio aber mit Unterstützung des Personals. «Man kann ihn nicht immer alleine mit Bewohnerinnen oder Bewohnern arbeiten lassen», sagte Rajamayagam. So werden die Turnübungen jeweils von einer Bewegungstherapeutin begleitet und überwacht. Auch hapere es teilweise an der Bedienung. Gesteuert wird Lio entweder durch das Bewegen seines Kopfes, oder durch Sprache. Schweizerdeutsch versteht er aber nicht. Wasserflaschen kann er zwar transportieren, das feinmotorische Geschick, diese auch zu überreichen, besitze er allerdings noch nicht.
Pflegekräfte ersetzen kann Lio also definitiv nicht. Die Sorge, die viele Fachpersonen hegten, dass Pflegerinnen und Pfleger durch Roboter ersetzt werden, sei nach kurzer Zeit verschwunden, erzählte Rajamayagam. Das soll er aber auch gar nicht. Das Ziel sei, dass er Pflegekräfte unterstütze. «Er soll repetitive Arbeiten abnehmen, so dass Pflegende die Zeit haben, sich um andere Arbeiten zu kümmern», sagte Albino Miglialo von der Herstellerfirma «F&P Robotics». Im Pflegezentrum spricht man deshalb bewusst von einem Assistenzroboter, nicht von einem Pflegeroboter.
Roboter bereitet Mehraufwand
Bisher unterstützt Lio das Pflegefachpersonal aber nur eingeschränkt. Gerade am Anfang habe der Roboter für die Projektgruppe eher einen Mehraufwand bedeutet. So habe vieles nicht auf Anhieb funktioniert. Der Bewegungspfad musste zum Beispiel mehrmals angepasst werden, bis er seinen Weg fand. In der Zwischenzeit hat der Roboter in Ausbildung aber in seinen Funktionen dazugelernt. Die Projektgruppe sei immer wieder im Austausch mit der Herstellerfirma, und schlage Verbesserungen vor oder bringe neue Wünsche an. Ein Beispiel sind die Turnübungen. Die kann Lio erst seit einigen Wochen.
Teil der Lösung des Fachkräftemangels
Neben Lio in Embrach sind in Pflegeheimen in der Schweiz, Deutschland und Österreich noch rund 20 weitere Lios im Einsatz. Diese übernehmen teilweise auch Aufgaben wie das Desinfizieren von Türklinken, oder das nächtliche Alarmieren, wenn sich jemand im Korridor befindet. Mit der Zeit sollen die Lios immer mehr können. In Zukunft seien Roboter ein Teil der Lösung des Fachkräftemangels, gab sich Miglialo überzeugt. Solche Roboter hätten viel Potenzial und sie würden sich entsprechend schnell weiterentwickeln. (sda)