«Bei HR-Generalisten steht die BVG-Thematik nicht ­zuoberst auf der Agenda»

Freitag, 14. Juli 2023 - Simon Bühler
Flexible Beschäftigung nimmt zu. Viele Unternehmen haben ihre HR-Strategien und auch die berufliche Vorsorge noch nicht darauf ausgerichtet, sagt Marcel Oertig im Interview.

Zur Person

Dr. Marcel Oertig ist VR-Präsident und Partner der Avenir Group und engagiert sich als Umsetzungspartner und Mitautor für das Innosuisse-Projekt «Flexible Workforce».

Herr Oertig, vor Ihrer HR-Beratungstätigkeit waren Sie viele Jahre als HR-Leiter tätig und kooperieren nun als Umsetzungspartner des Innosuisse-Projekts «Flexible Workforce». Worin besteht für Sie die Relevanz des Projekts?

Seit einigen Jahren hat sich der Trend zu flexibler Beschäftigung – nicht zuletzt auch aufgrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels – verstärkt. Zudem gibt es auch immer mehr Menschen, die durchaus gewollt keine Festanstellung suchen, sondern mit einer flexiblen Beschäftigung möglichst hohe örtliche und zeitliche Autonomie erlangen möchten. Die HR-Strategie und die HR-Prozesse sind in vielen Unternehmen noch nicht auf diese zunehmende Flexibilisierung ausgerichtet.

Was sind für Sie die drei Haupterkenntnisse aus dem Projekt, die HR für ein professionelles Management von Flexible Workforce und Lösungen der beruflichen Vorsorge konkret berücksichtigen sollte?

Zunächst gilt es eine ganzheitliche Betrachtung der Workforce vorzunehmen, die sowohl Festangestellte als auch flexibel Beschäftigte in der HR-Strategie und Planung berücksichtigt. Eine weitere interessante Erkenntnis: Je besser die strukturelle und kulturelle Integration der Flexworker, desto stärker ist deren Commitment und Engagement – und übrigens auch deren Wiederkehrrate. Auch wenn die Rahmenbedingungen in der beruflichen Vorsorge noch nicht alle Anforderungen moderner Beschäftigungsverhältnisse abdecken, gibt es dennoch heute schon viel Flexibilisierungspotenzial in den Vorsorgelösungen, das nicht ausgeschöpft wird.

Sie engagieren sich nebenamtlich als Präsident des Stiftungsrats der Sammelstiftung Vita. Wie beurteilen Sie das Know-how im HR von Schweizer Firmen bei Fragen der Personalvorsorge?

Im Rahmen des Projekts erfolgte die Befragung jeweils direkt mit den Verantwortlichen der Pensionskassen. Da ist das BVG-Know-how – auch bezüglich Flexibilisierungsmöglichkeiten – selbstverständlich ausgeprägt vorhanden. Bei den HR-Generalisten steht die BVG-Thematik nicht zuoberst auf der Agenda und das Know-how geht dementsprechend weniger in die Tiefe. Hier könnten Erkenntnisse und insbesondere auch das BVG-Tool aus dem Innosuisse-Projekt auf jeden Fall unterstützend wirken.

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