Bis zum letzten Tag sei Kieser aktiv gewesen und habe an neuen Kräftigungsmöglichkeiten herumgetüftelt, heisst es in einer Mitteilung der Kieser Training AG. Als Tüftler hatte sich Kieser schon zu Beginn seiner Fitnesskarriere erwiesen: Er hatte sich anfänglich ein Buch zum Thema Schweissen gekauft, um selber einfache Hanteln und Metallbänke herzustellen.
Boxschmerzen verschwinden
Auf den Fitnessbereich war der gelernte Schreiner zuvor eher zufällig gestossen: Bei einem Boxmatch hatte er sich in den 1950er-Jahren einen Brustfellriss zugezogen hatte, woraufhin ihn ein Freund auf die Möglichkeiten des damals noch fast unbekannten Krafttrainings aufmerksam machte. Als Kiesers Schmerzen dank einfachem Hanteltraining verschwanden, wollte er dies auch Freunden und später Kunden ermöglichen. Dies gipfelte im bekannten Kieser Training, das er ab 1990 gemeinsam mit seiner Frau, der Ärztin Gabriele Kieser, entwickelte. Dabei setzten sie auf einen ganz auf die Gesundheit ausgerichteten Ansatz.
Das Tüfteln liess er dabei nie bleiben. So kam Kieser schon 1978 auch mit dem Amerikaner Arthur Jones in Kontakt - dessen legendäre Nautilus-Maschinen er als Erster in Europa in seinen Fitnessstudios einsetzte. 2003 übernahm Kieser schliesslich sämtliche Rechte und entwickelte alle Maschinen selbst.
Kraftraining ist wie Zähneputzen
«Krafttraining macht keinen Spass», meinte Werner Kieser einst. «Aber es macht glücklich.» Und er verglich das Muskeltraining mit Zähneputzen: Es sei weder spektakulär noch vergnüglich, es sei ganz einfach nur nötig. Denn: «Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz.»
Kieser und seine Frau reichten 2017 das Unternehmen firmenintern weiter, begleiteten aber weiterhin die Entwicklung neuer Maschinen und Verfahren. Noch am Dienstag, den 18. Juni, besuchte Werner Kiesen sein Trainings-Studio in Zürich-Enge. Es war sein letztes Krafttraining. In der Nacht auf Mittwoch ist er in seinem Haus in Zürich im Beisein seiner Frau an einem Herzversagen gestorben. (sda)