«Gewisse Kandidierende lesen die Fragen zu wenig genau»

Mittwoch, 19. Juli 2023 - Simon Bühler
Claude Baechler ist Präsident Prüfungskommission der HRSE-Zertifikatsprüfung «HR-Assistent*in». Im Kurzinterview nimmt er Stellung zur Zukunft der HR-Zertifikatsausbildung mit jährlich rund 2800 Kandidierenden.
Für welche Zielgruppe eignet sich die HR-Zertifikats-Prüfung mit dem «Titel HR Asistent*in», welche Chancen bieten sich damit im Markt und welchen Stellenwert hat das Zertifikat in der Wirtschaft?

Im Gegensatz zu unseren ursprünglichen Erwartungen, scheint die HR-Zertifikatsprüfung für ein eindrücklich breites Spektrum von Personen attraktiv zu sein. Im engen Austausch mit den Schweizer Ausbildungsinstitutionen zeigt sich, dass eine grosse Anzahl der Kandidierenden, die Ausbildung aufgrund persönlicher Ziele absolvieren. Gewisse wollen nur ihre Berufserfahrungen validieren, andere möchten das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer besser verstehen, wieder andere interessieren sich besonders für das Schweizer Sozialsystem. Dass sie mit der Vorbereitung auf die Zertifikatsprüfung ihr Wissen in Fragen zu den Sozialversicherungen, zum Arbeitsrecht und zu Aspekten der Lohnvergütung vergrössern können, geben viele ebenfalls als Motivation an. Nicht zuletzt ist das Bestehen dieser Prüfung auch die Voraussetzung für den Zugang zur eidgenössischen Fachprüfung.

Seit Herbst 2022 ist mit «hrse@home» eine neue Prüfungsform von zuhause aus möglich, die auf dem «Open-Book»-Ansatz basiert: Was hat Sie zu dieser Änderung bewogen, wie sind Ihre ersten Erfahrungswerte und wie beurteilen Sie die Akzeptanz der neuen Prüfungskonzepte?

Wir haben nicht bis zur Covid-Pandemie gewartet, um das Projekt «@home» zu starten. Der Trend geht immer mehr in Richtung des selbstverantwortlichen Lernens. Mit der Möglichkeit, die Prüfungen von zuhause aus zu machen, können wir den heutigen Ansprüchen besser genügen. Zudem wird es bei der Organisation von physischen Präsenz-Prüfungen immer komplizierter, technisch gut ausgerüstete Räume zu finden. Dass wir den Kandidierenden die Möglichkeit bieten, diese Prüfungen von zuhause aus zu absolvieren, kommt laut unseren Umfragen den meisten sehr entgegen. Die Reform unserer Prüfungsrichtlinien im Herbst 2021 wurde allerdings bereits 2018 initiiert. Mit unseren verschiedenen Partnern – wie etwa den Schulen, Dozenten und weiteren Berufsorganisationen – hielten wir es für opportun, die Prüfungen neu basierend auf dem «Open Book»- Ansatz zu organisieren. Der Lernstoff ist zwar wichtig, doch die Inhalte variieren, deshalb macht diese Entscheidung absolut Sinn.

Was sind die häufigsten Stolpersteine der Kandidierenden bei der Prüfung, auf welche Lerninhalte sollten die Kandidierenden ein besonderes Augenmerk legen und was empfehlen Sie bei der Wahl der Ausbildungsinstitute zu beachten?

Jedes Semester kommunizieren wir die häufigsten Fehler, die den Kandidierenden unterlaufen. Dabei haben wir folgende Beobachtungen gemacht: Grundsätzlich zeigen sich in der Qualität der Antworten keine grossen Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen Fragen, wie beispielsweise Single-Choice-Fragen (richtig/falsch oder ja/nein), Multiple-Choice-Fragen, Zuteilungsfragen und so weiter. Gewisse Kandidierende lesen die Fragen allerdings zu wenig genau und seitdem wir bei den Prüfungen das «Open Book»-Konzept anbieten, stellen wir aufgrund ausufernder Recherchen einen signifikanten Zeitverlust fest. Die Kandidierenden verlieren gleichermassen viel Zeit bei Fragen mit hoher Punktzahl als auch bei Fragen mit geringerer Punktzahl. Es würde sich also lohnen, diejenigen Fragen mit der Aussicht auf eine maximale Punktzahl zu priorisieren.

HR-Berufsbildung im Aufbruch

Mit Gérald Brandt, hat die nationale HR-Berufsprüfungs-Trägerorganisation Human Resources Swiss Exams (HRSE), einen neuen Präsidenten. Wie er die Vision «HRSE 2030» vorantreiben will, erklärt er in einem programmatischen Antrittsinterview mit Penso. Im Kurzinterview formulieren die drei Präsidenten der HRSE-Prüfungskommissionen der aufeinander aufbauenden Ausbildungen zur «HR-Assistent*in», «HR-Fachmann/HR-Fachfrau» und «Leiter*in Human Resources» ihre Vision für die HR-Ausbildung der Zukunft.

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