Seit dem 18. Januar 2021 gilt für alle Arbeitgeber die Pflicht, Homeoffice anzuordnen, wo das möglich ist. Der Online-Vergleichsdienst comparis.ch hat deren Wirkung untersucht. Die repräsentative Befragung zeigt nun: Kaum mehr Erwerbstätige als vor der Pandemie arbeiten grossmehrheitlich zuhause. Es besteht zudem ein klarer Einkommens- und Bildungsgraben.
Trotz Homeoffice-Pflicht nur leichte Zunahme der Heimarbeit
Trotz der Homeoffice-Pflicht arbeiten nur 50.9% der Erwerbstätigen mehr als einen halben Tag pro Woche zuhause. Das sind nur knapp 9 Prozentpunkte mehr gegenüber 2019 (42.2% der Erwerbstätigen). Und der Anteil der Erwerbstätigen, die mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit daheim verbringen, ist nur um 16 Prozentpunkte angestiegen (37.3 gegenüber 21.4%). Das gilt für alle Sprachregionen.
«Diese Zahlen belegen, dass nach wie vor viele zur Arbeit pendeln», sagt Comparis-Immobilienexperte Frédéric Papp. Das zeige auch das Intervista Mobilitäts-Monitoring Covid-19. Der Anteil der zu Arbeitszwecken zurückgelegten Mobilität ist trotz Homeoffice-Pflicht deutlich höher als während des ersten Lockdowns ohne Homeoffice-Pflicht. «Das hat auch damit zu tun, dass im Vergleich zum ersten Lockdown in der zweiten Welle deutlich mehr Bereiche offen haben», so Papp.
Mehr Homeoffice bei Gebildeten, Wohneigentümern und hohen Einkommen
Ein klarer Graben zeigt sich bei der aktuellen Homeoffice-Pflicht bezüglich sozioökonomischer Faktoren. Der Anteil der aktuell 90% bis 100% Homeoffice-Arbeitenden ist signifikant höher bei Personen mit hoher Bildung im Vergleich zu Personen mit niedrigem und mittlerem Bildungsgrad (26% gegenüber 10.5%). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Einkommen: Personen mit einem Brutto-Haushaltseinkommen von über 8000 Franken arbeiten eher zu 90% oder mehr von zuhause aus als Personen zwischen 4000 und 8000 Franken oder bis 4000 Franken Einkommen (25.6 vs. 14% und 11.9%).
Die Wohnverhältnisse wirken sich ebenfalls auf das zuhause Arbeiten aus. Der Anteil der Personen, die 90% bis 100% der Arbeitszeit daheim verrichten, ist bei Besitzenden von Wohneigentum deutlich höher als bei Mieterinnen und Mietern (24.8 vs. 16.6%). «Gut ausgebildete Personen mit hohen Einkommen können ihren Arbeitsalltag in der Regel flexibler gestalten und sind somit weniger abhängig von einem fixen Arbeitsplatz», erklärt Papp.
Viele machen gar kein Homeoffice
Gar nicht im Homeoffice arbeiten derzeit 45.9% der Befragten. Dieser Anteil ist nur wenig kleiner als vor der Corona-Pandemie mit 51.6%. Es sind auch hier überwiegend Personen mit niedrigem und mittlerem Bildungsniveau (60 vs. 32.1%) und Einkommen von bis 4000 Franken oder 4000 bis 8000 Franken (53.7 und 51.9 vs. 35.5%). Es zeigt sich auch ein Gender-Gap bei den Geschlechtern. Frauen arbeiten deutlich häufiger am Arbeitsplatz als Männer (40.4 vs. 51.9%). «Frauen arbeiten im Vergleich zu Männern eher in Teilzeit und in Berufen, die eine physische Präsenz erfordern», erklärt Papp.
Comparis hat auch die Personen, die 2019 oder 2021 Arbeitszeit im Homeoffice zubrachten, nach ihrem künftigen Anteil an Heimarbeit nach der Corona-Pandemie befragt. Demnach schätzen gut 60%, dass sie auch nach dem Lockdown mindestens einen halben Tag pro Woche im Homeoffice verbringen werden. Rund ein Viertel rechnet damit, mindestens die Hälfte der Arbeitszeit daheim zu leisten und gut 20% sehen ihren Homeoffice-Anteil bei unter 10%. «Diese Schätzwerte liegen im Vergleich zu den erhobenen Homeoffice-Anteilen für 2019 zwar höher. Daraus einen nachhaltigen Homeoffice-Boom abzuleiten, ist aber übertrieben», sagt Papp.