Knapp ein Viertel arbeitet im Pensionsalter weiter

Mittwoch, 26. Juni 2024
Wer das Rentenalter erreicht, hört nicht automatisch mit Arbeiten auf. Gemäss einer Studie der Swiss Life ist knapp ein Viertel der Pensionierten weiterhin berufstätig.

Rund 190000 Menschen oder ein Viertel der Pensionierten sind ab dem neuen Referenzalter von 65 Jahren noch erwerbstätig. Der Anteil bleibt damit laut der Studie «Lang lebe die Arbeit?» seit Jahren auf hohem Niveau stabil. In den Nachbarländern und weiteren Ländern Westeuropas steigt der Anteil der Erwerbstätigen im Rentenalter hingegen seit Jahren an.

Warum er in der Schweiz stagniert, sei unklar, sagt Studienautor Andreas Christen. Einer der Gründe könnte seiner Meinung nach sein, dass die Vorsorgesysteme im Ausland in den letzten Jahren stärkere Anreize für die Weiterarbeit geschaffen haben. Eine weitere mögliche Erklärung sei die hierzulande relativ starke Einwanderung der letzten zwei Jahrzehnte. Diese habe möglicherweise dazu geführt, dass sich Unternehmen in der Schweiz weniger um ältere Arbeitskräfte bemühen mussten.

Ohne finanzielle Not

Sicher ist indes, dass die meisten Erwerbstätigen im Rentenalter nur noch Teilzeit arbeiten. Im Durchschnitt beträgt das Pensum laut der Studie rund 46%. Zudem seien gut die Hälfte der Erwerbstätigen im Alter von 65 bis 70 Jahren selbstständig oder Mitarbeitende in einem Familienbetrieb. Zum Vergleich: Bei den 55- bis 59-Jährigen betrage diese Quote nur 20%.

Finanzielle Anreize spielen nur eine Nebenrolle. 70% der nach dem Pensionsalter Berufstätigen erklärten nämlich, dass sie weiterhin arbeiten, weil ihnen die Arbeit Freude mache. Nur etwa ein Drittel betonte die finanziellen Vorteile. Ein weiterer Faktor sei die Wertschätzung und das Interesse seitens des Arbeitgebers. Nur ein Fünftel der Umfrageteilnehmer habe der Frage, ob der Arbeitgeber Interesse zeige an einer Weiterbeschäftigung, klar zugestimmt. Mehr als doppelt so viele vor der Pensionierung stehende hätten indes ein Desinteresse festgestellt.

Dossier Ü65: Arbeiten über das Referenzalter hinaus

Penso hat im Dossier Ü65 zusammengetragen, welche Anreize die Sozialversicherungen für eine Weiterarbeit nach dem Referenzalter bieten. Zudem wird im Dossier beleuchtet, was das Unternehmen bieten muss, damit sich ältere Mitarbeitende ein längeres Engagement im Betrieb vorstellen können.

Zum Dossier Ü65

Hälfte würde - Hälfte will nicht

Klar bleibt aber auch: Wären die Befragten «frei von Sachzwängen» würde mit 55% gut die Hälfte bereits vor dem 65. Altersjahr die Erwerbstätigkeit vollständig aufgeben. Demgegenüber sei aber auch knapp die Hälfte bereit, «unter gewissen Bedingungen» länger zu arbeiten. Dazu zählen laut Christen etwa ein gutes Arbeitsklima oder die Wertschätzung seitens des Arbeitgebers.

Aber natürlich auch finanzielle Aspekte wie eine höhere Rente (38%) oder die Möglichkeit zur Reduktion des Arbeitspensums (35%) seien häufig als Bedingungen für eine Weiterarbeit genannt worden. «Die Bereitschaft zu einer im Rentenalter fortgesetzten Erwerbstätigkeit hängt unter anderem von der selbst wahrgenommenen Arbeits- und Gesundheitssituation ab», erläutert Christen. So gebe es etwa klare Unterschiede zwischen den Berufsgruppen und der Unternehmensgrösse. Während etwas mehr als die Hälfte der Fachkräfte mit einem Bürojob eher bereit wären, im Rentenalter zu arbeiten, schliessen dies zwei Drittel der befragten «Blue Collar Worker» oder Gesundheitsfachpersonen aus.

Frühpension im Grosskonzern

Zudem sei die Bereitschaft weiterzuarbeiten in einem Betrieb mit maximal neun Mitarbeitenden höher. Demgegenüber seien Personen in einem Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden kaum zur Spätpensionierung zu bewegen. «In Grossunternehmen wird mit 48% fast jeder zweite Mitarbeitende frühpensioniert», erläutert dazu Studienautorin Nadia Myohl. Generell habe die Arbeitssituation vor der Pensionierung einen starken Einfluss darauf, ob eine Person weiterarbeiten will. (sda)

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