Lernende nehmen Digitalisierung als Chance wahr

Mittwoch, 05. April 2023
Die Lehrabgänger:innen-Umfrage 2022 des Kaufmännischen Verbands hat gezeigt, dass ein Grossteil der Befragten optimistisch auf die digitalen Veränderungen blickt. Heikel gestaltet sich die Überstunden-Praxis während der Lehre: So mussten knapp 20% aller Lernenden mehrmals monatlich unfreiwillig Überstunden leisten.

Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen (65.9%) ist zum Zeitpunkt der zweiten Erhebungswelle im November 2022 erwerbstätig, wie aus der Umfrage hervorgeht. Rund 25.5% sind nach der Lehre in einer nicht-erwerbstätigen Situation wie einer Weiterbildung, einem Sprachaufenthalt oder im Militärdienst. Nur 5.5% befinden sich im November 2022 auf Stellensuche. 

Überstunden und Kompensation während der Lehre

Ein Fokus der Umfrage 2022 liegt auf den Überstunden während der Lehre: Knapp zwei Drittel aller Teilnehmenden (63%) hat angegeben, dass sie während der Grundbildung Überstunden leisten mussten. Davon sind 40% der Fälle freiwillige Überstunden im Rahmen von Gleitzeit und flexiblen Arbeitsstunden. Ebenfalls 40% haben unfreiwillig Überstunden geleistet, um Arbeitsaufträge zu erledigen. «Besorgniserregend ist der Anteil von Personen, die wöchentlich unfreiwillig Überstunden leisten musste», betont Kathrin Ziltener, Fachverantwortliche Berufsbildung beim Kaufmännischen Verband Schweiz. Das sind rund 7% aller Teilnehmenden. Weitere 12% mussten mehrmals im Monat unfreiwillig Überstunden leisten. «Gerade während der Lehre, wo Arbeit und Schule bereits eine Doppelbelastung darstellen, können sich häufige und lange Überstunden negativ auf die psychische Gesundheit der Lernenden auswirken.»

Mehrheitlich positive Wahrnehmung der Digitalisierung

Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt in vielen Branchen und hat auch im kaufmännischen Bereich erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsalltag. So fallen Routinetätigkeiten vermehrt weg, während analytische, koordinative und interpersonelle Tätigkeiten verstärkt ins Zentrum rücken. Darum habe der Kaufmännische Verband Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich untersucht, wie die Lehrabgänger die Digitalisierung wahrnehmen. Die Mehrheit der Teilnehmenden sieht in der Digitalisierung eher eine Chance (72%) als ein Risiko (21%) – 7% äusserten sich nicht zu dieser Frage.

Am häufigsten begründen die Befragten die positive Sicht damit, dass die Arbeit durch die Digitalisierung einfacher werde. Prof. Dr. Thomas Kurer, Assistenzprofessor am Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich, ergänzt: «Die Teilnehmenden haben bestätigt, dass sie sich durch ihre Ausbildung gut auf die Arbeitswelt vorbereitet fühlen.» Dennoch weist er darauf hin: «Die Digitalisierung wird aber nicht von allen nur als positive Kraft gesehen. Rund ein Fünftel macht sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft.» Der Hauptgrund dafür sei die Befürchtung, dass Computer oder Software menschliche Arbeit ersetzen.

Lehrabgänger:innen fühlen sich gut vorbereitet

Zusammenfassend sehen die meisten Teilnehmenden Veränderungen durch die Digitalisierung als Chance und haben eine positive Sicht auf den digitalen Wandel. «Die kaufmännische Grundbildung gilt dabei als eine wertvolle Grundlage und gute Vorbereitung auf den modernen Arbeitsmarkt», ergänzt Ziltener. «Gleichzeitig gibt es ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung und Notwendigkeit fortlaufender Weiterbildung.»

Zur Umfrage

Der Kaufmännische Verband führt seit 2006 jährlich eine Umfrage bei KV-Lernenden in der Schweiz durch. An der ersten Erhebungswelle der diesjährigen «Lehrabgänger:innen-Umfrage» im Juli 2022 haben rund 4000 Personen teilgenommen; an der zweiten Erhebungswelle im November 2022 etwa 1600 Personen. Im Hinblick auf die KV-Reform, die im Sommer 2023 startet, hat der Kaufmännische Verband in Kooperation mit dem Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich den Fokus auf die Digitalisierung gelegt.

Medienmitteilung und vollständige Auswertung

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