Lohnwachstum von rund 1.6%?

Freitag, 06. Mai 2022
Inflation und Fachkräftemangels lassen das Lohnwachstum in der Schweiz in der kommenden Lohnrunde wieder höher ausfallen als in den vergangenen Jahren. Die Unternehmen erwarten derzeit auf Jahressicht ein Wachstum der Löhne um durchschnittlich 1.6%, wie eine Umfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich ergibt.

Die Unterschiede zwischen den Betrieben hinsichtlich der erwarteten Lohnanpassungen seien allerdings beträchtlich, heisst es Umfrage. So rechneten mehr als 40% der befragten Betriebe mit einem Lohnwachstum bis in zwölf Monaten von 2% oder mehr, heisst es. Rund ein Viertel erwarteten dagegen ein Lohnwachstum von 0.5% oder weniger. An der KOF-Umfrage von Ende März beteiligten sich 1550 Unternehmen.

Höhere Löhne in IT und Gastgewerbe

Bei den verschiedenen Branchen sind es vor allem die Finanzdienstleistungs-Branche, aber auch die Branchen Informationsdienstleistungen und Informationstechnologie, bei denen Lohnanstiege bis in einem Jahr von über 2% erwartet werden. Aber auch die von der Corona-Pandemie betroffene Gastgewerbe-Branche, die zuletzt über den Mangel an Fachkräften klagte, erwartet einen Zuwachs der Löhne in ähnlichem Ausmass. Etwas geringere Lohnzuwächse um 1.5% erwarten dagegen die Betriebe der Architekturbranche, des Grosshandels oder der Chemiebranche. Rund 1% Lohnanstieg prognostizieren die Betriebe etwa im Gesundheits- oder Erziehungswesen. Nur ein schwaches oder gar kein Lohnwachstum erwarten dagegen die Druckbranche oder das Grundstückwesen.

Harte Verhandlungen

In der kommenden Lohnrunde dürften die Arbeitnehmenden den Ausgleich der aufgrund des Kriegs gestiegenen Konsumentenpreise verlangen. Die Firmen wiederum dürften die Forderungen mit Verweis auf die gestiegene wirtschaftliche Unsicherheit, Kostensteigerungen und möglicherweise einen Rückgang der Exportnachfrage kontern. Welcher Effekt überwiege, sei schwer vorauszusagen.

In ihrer letzten Konjunkturprognose war die KOF von einem Anstieg der Nominallöhne im laufenden Jahr 2022 um nur 0.8% ausgegangen. Das reiche nicht aus, um die erwartete Teuerung zu kompensieren, so die KOF-Ökonomen: Entsprechend dürften die Reallöhne im laufenden Jahr um fast 1% sinken. Für 2023 erwartet die KOF aber wieder einen Reallohnanstieg von 1.1%. (awp sda)

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