Recruiting: Schweiz ist Vorreiter im Storytelling

Donnerstag, 15. Juni 2023
Die Studie «Best Recruiters» hat Recruiting-Prozesse untersucht und die besten Recruiter ausgezeichnet. Erkenntnisse der Untersuchung: Arbeitsmodelle und Gesundheitsförderung werden von Unternehmen stärker beworben. Mobile Bewerbungen sind verbreitet möglich, gestalten sich aber zu aufwändig. Zudem verläuft die Kommunikation allgemein weniger persönlich und wertschätzend.

Bereits zum 10. Mal hat die grösste wissenschaftliche Recruiting-Studie im deutschsprachigen Raum die Recruiting-Prozesse der führenden Unternehmen nach Umsatz und Mitarbeitenden in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein untersucht. Als Gewinnerin der diesjährigen Best-Recruiters-Studie geht die Graubündner Kantonalbank vor dem Universitäts-Kinderspital Zürich und der KPMG AG hervor.

Transparentere aber unpersönlichere Kommunikation

Auffällig sei laut Mitteilung der Fokus auf die Arbeitgeberpositionierung im Web: Der Anteil jener Unternehmen, die flexible Arbeitszeiten, Gesundheitsmassnahmen oder Werte transparent kommunizieren, ist deutlich gestiegen. Gleichzeitig wird die Kommunikation mit Bewerbenden unpersönlicher: Weniger Arbeitgebende geben Kontaktpersonen etwa für Rückfragen bekannt. Auch die Wertschätzung in Absageschreiben ist zurückgegangen.

Verbesserungspotenzial bei Usability

Die Stichprobe erzielt das höchste durchschnittliche Ergebnis in der Kategorie Mobile Recruiting: Karriere-Websites (99 %), Stellenmärkte (97 %) und Online-Stellenanzeigen (94 %) sind nahezu flächendeckend für mobile Geräte optimiert. Ebenso bieten knapp neun von zehn der Arbeitgebenden grundsätzlich eine mobile Bewerbungsmöglichkeit (88%). Bei der mobilen Usability sieht es hingegen anders aus: Bewerbungen per Smartphone sind häufig mit Hindernissen wie verpflichtender Account-Erstellung und umfangreichen Bewerbungsformularen verbunden. Dadurch werden in dieser - erstmals untersuchten - Kategorie im Schnitt nur 29% erreicht. Mit 63% in der Kategorie Bewerbungsresonanz zeigen die Arbeitgebenden solide Kompetenz in der Beantwortung von Bewerbungen, können das Vorjahresergebnis von 67% jedoch nicht halten.

Stellenanzeigen informativer

Als oftmals erster Berührungspunkt zwischen Arbeitgebenden und potenziellen Bewerbenden enthalten Stellenanzeigen in diesem Jahr tendenziell mehr relevante Informationen: Rund acht von zehn Anzeigen geben Aufschluss über die Art der Beschäftigung, etwa das konkrete Pensum oder den Arbeitszeitrahmen (plus 9 Prozentpunkte). Knapp ein Viertel thematisiert Remote-Working-Modalitäten in Verbindung mit der Position (plus 10 Prozentpunkte).

Authentisch die Arbeitsrealität vermitteln

Immer mehr Menschen legen Wert darauf, den Sinn in ihrer Arbeit zu erkennen, etwas zu einem übergeordneten Ziel beizutragen, wie beispielsweise das Arbeitsbarometer 2023 von Randstad zeigt. Bei einem Drittel der Arbeitgebenden ist dies bereits angekommen: Sie kommunizieren den Corporate Purpose auf ihrer Karriere-Website. Ein Fünftel integriert ihn direkt in Stellenanzeigen. «Potenzielle Bewerbende wollen ausserdem wissen, wie der Arbeitsalltag tatsächlich abläuft. In Form persönlicher Geschichten und Erfahrungen lässt sich dies greifbar vermitteln», erläutert Studienleiterin Agnes Koller. «Unternehmen werben vermehrt mit flexibler Arbeitszeitgestaltung, allerdings versteht unter dem allgemeinen Begriff jeder etwas Anderes». Schweizer Arbeitgebende sind hier vergleichsweise innovativ und setzen Storytelling beispielsweise häufiger in Zusammenhang mit flexiblen Arbeitszeitmodellen ein als österreichische (7% vs. 4%).

Die Top 10 Arbeitgebenden in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein:
  1. Graubündner Kantonalbank
  2. Universitäts-Kinderspital Zürich
  3. KPMG AG
  4. Migros Bank AG
  5. Vebego AG
  6. Helsana-Gruppe
  7. Migros-Genossenschafts-Bund
  8. Thyssenkrupp Presta AG
  9. CSS Versicherung
  10. Hays (Schweiz) AG

Über die Studie

Seit 2013 untersucht Best Recruiters jährlich die Recruiting-Qualität der Unternehmen in der Schweiz und in Liechtenstein. Initiiert wurde die Studie 2010 in Österreich, 2011 folgte die Erweiterung nach Deutschland. Der Kriterienkatalog wird laufend überarbeitet und in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Studienbeirat an aktuelle Entwicklungen im HR-Bereich angepasst. Im Studienjahrgang 2022/23 wurden 287 Kriterien aus 10 Kategorien entlang der Candidate Journey erhoben.

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