Studie über Schachpartien beweist: Menschen werden immer klüger

Der Wert 100 markiert bei Intelligenztests das Mittelmass, doch diese Marke scheint sich im Laufe der Zeit zu verschieben. «Wenn wir uns an der Norm unserer Grosseltern messen würden, dann hätten wir heute im Schnitt einen IQ von 130», sagt James Flynn. Dem US-Intelligenzforscher fiel als auf, dass jede Generation bei IQ-Tests besser abschneidet als jene davor.

Neue Schach-Studie

Uwe Sunde, Bevölkerungsökonom an der Universität München, hat Mitte Oktober 2020 eine Studie veröffentlicht, die einige Lücken in Flynns frühen Untersuchungen schliesst. «Das Problem bei diesen Arbeiten war, dass die IQ-Werte oft nur einmal im Leben der Probanden gemessen wurden, etwa bei der Musterung beim Militär», sagt Sunde gegenüber science.ORF.at. Nun hat er einen Weg gefunden, um einen Längsschnitt in der Entwicklung der Intelligenz über das Alter aber auch über die Generationen zu untersuchen: das Schachspiel.

Die Untersuchung von über 24000 professionellen Schachspielen zeigte, dass Spitzenspieler ihr bestes Niveau nach steilem Anstieg im Alter von 30 bis 35 Jahren erreichen, dann folgt eine Stagnation und der allmähliche Abschied aus der Elite. Der Vergleich der Generationen in der Studie unterstützt die Erkenntnisse von Flynns IQ-Studien: Jede Generation von Schachspielern schneidet besser ab als die vorangehende Generation.

Besonders fällt ein steiler Anstieg der Erfolge ab den frühen 1990er Jahren auf. Jender Zeit, in der Schachcomputer eine grosse Verbreitung fanden. «Wir können in unseren Daten klar nachweisen, dass vor allem die Jüngeren von den Vorteilen des Computerschachs profitiert haben», sagt Sunde.

In seiner Stude verweist er zudem darauf, dass im Zusammenhang der Bewältigng komplexer Aufgaben wie dem Schachspiel aber auch in der Arbeitswelt verschiedene Faktoren zum Erfolg führen: Einerseits die schnelle Auffassungsgabe, die in jungen Jahren stärker ausgeprägt ist und andererseits die Erfahrung, die mit den Jahren zunimmt. (gg)