Fokus: Führen in Teilzeit
Vorbild Natur: Wie das Teilzeit-Manöver gelingen kann.
2022 arbeiteten 18.3% der erwerbstätigen Männer in der Schweiz in einem Teilzeitpensum, wie vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichte Zahlen zeigen. Damit hat die Teilzeitquote der Männer innerhalb der letzten 12 Jahre um 5 Prozentpunkte zugenommen. Und es zeigt sich: Diese Entwicklung geht kontinuierlich voran, denn die Zahlen nehmen praktisch Jahr für Jahr zu.
Dabei sind es nicht nur Väter, die ihre Arbeitszeit zugunsten von Betreuungsarbeit reduzieren. Auch kinderfreie Männer - ob alleinstehend oder in einer Partnerschaft - gönnen sich zunehmend mehr Freizeit durch Teilzeitpensen. Dabei gibt es nicht nur das klassische Modell «X Tage pro Woche arbeiten, X Tage pro Woche frei» oder eine verkürzte tägliche Arbeitszeit, sondern es sind alle möglichen Formen der Ausgestaltung denkbar. Manche Mitarbeitende beziehen ihre freien Tage zum Beispiel als ganze zusätzliche Ferienblöcke oder lösen sie in einer Mischform nur während einer bestimmten Saison ein.
Bei den Frauen ist die Entwicklung genau umgekehrt: Der Anteil der Arbeitstätigen in Vollzeitpensen nimmt seit 2010 laufend zu, wenn auch nur in winzigen Schritten. 2010 arbeiteten 58% der Frauen in einem reduzierten Pensum, 12 Jahre später waren es nur noch 56.6%. Obwohl auch unter den Müttern der Anteil der Vollzeit-Beschäftigten zugenommen hat, sind sie tendenziell am häufigsten in einem Teilzeit-Job tätig. 75.7% der Mütter arbeiten in Teilzeit. Bei den alleinstehenden Frauen ohne Kinder haben derweil nur 29.4% ein tieferes Pensum, bei den Frauen ohne Kinder, die in einer Partnerschaft leben, 36.5%.
Bei der Statistik werden nur die Erwerbstätigen eingerechnet. Frauen und Männer, die gar nicht arbeiten, fliessen nicht in die Zahlen mit ein. Die Erwerbstätigenquote bei Frauen zwischen 25 und 54 Jahren liegt laut der Statistik bei 83%, diejenige der Männer bei 91%.
Obwohl Teilzeit-Arbeit bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein Bedürfnis ist, ist sie noch lange nicht überall gang und gäbe, wie eine aktuelle Studie der Axa zeigt. Bei vielen KMU, vor allem bei solchen mit nur fünf bis neun Mitarbeitenden, müssen die Angestellten im Schnitt mindestens 80% arbeiten. Laut der Studie sind Branchen wie der Detailhandel, das Erziehungs-, Gesundheits- oder Sozialwesen eher bereit, tiefere Teilzeitpensen anzubieten. Dort beträgt das Mindestpensum im Schnitt 50%.
Die Autoren sehen die Teilzeitarbeit als Schlüssel zu einer höheren Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren - auch pensionierten - Personen. Auch der Bund sieht die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen als zentral bei der Bekämpfung der Arbeitskräfteknappheit. Eine Studie als Antwort auf ein entsprechendes Postulat zum Thema bescheinigt dem Bund eine gute Handhabe dieses Themas. Der Verbleib von Frauen in der Erwerbstätigkeit und Wiedereinstieg sei «in der Bundespolitik strategisch gut eingebettet» und «zahlreiche Massnahmen bereits in Kraft». Eine zusätzliche Strategie zu den bereits bestehenden Massnahmen sei deshalb nicht zielführend.
Ausserdem dürften laut dem Bundesrat die Unternehmen «ein grosses Eigeninteresse haben, proaktiv attraktive und familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen und sich gegenüber potenziellen Arbeitnehmenden vorteilhaft zu positionieren».
Vorbild Natur: Wie das Teilzeit-Manöver gelingen kann.
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