Nachgefragt: Pensionskasse sollte immer eine Rolle spielen
Neben den Qualifikationen beeinflussen auch Alter und Geschlecht den Erfolg einer Bewerbung. Für die Arbeitgebermarke ist eine gut ausgebaute Pensionskasse wichtig.
Frau Schiavini, Sie betreuen bei der Migros das Programm M-Career, mit dem seit 2022 Quereinsteigende für IT-Stellen ausgebildet werden. Wie lautet Ihre Bilanz bis jetzt?
Ich bin sehr zufrieden. Das Programm hat die Erwartungen mehr als erfüllt und läuft sehr gut. Besonders freut mich, dass die Abschlussquote bei den M-Careers 100% beträgt. Bisher haben alle Teilnehmenden das Programm erfolgreich abgeschlossen und sind auch alle weiterhin bei der Migros beschäftigt. Das ist nicht selbstverständlich, da die Zeit während der sechs Monate bei voller Erwerbsarbeit und gleichzeitiger Ausbildung intensiv ist. Sehr positiv ist auch das Feedback der Teilnehmenden. Sie haben einen Teamgeist entwickelt, der weitergeht, über den Abschluss des Programms hinaus. Auf Anregung der Teilnehmenden sind wir nun daran, ein Alumniprogramm aufzubauen, um den Teamgeist weiter zu stärken. Darum haben wir den Abschluss auch zelebriert, erstmals mit der letzten Klasse, mit einem Diplom und einer kleinen Feier.
Wie sieht so eine typische M-Career aus?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Vielfalt der Berufsbilder in der IT ist enorm breit. Wir haben entsprechend viele verschiedene Profile im Programm – je nachdem, was im Unternehmen gesucht ist, können diese variieren. Die Stellen werden regulär ausgeschrieben. Es können sich interne wie externe Personen bewerben.
Welche Voraussetzungen braucht es für einen Quereinstieg in die IT?
Eine Grundvoraussetzung ist, dass wir motivierte und interessierte Kandidatinnen und Kandidaten finden, die Lust haben, anzupacken und sich weiterzubilden. Zudem ist es sicher hilfreich, wenn grosses Interesse für SAP vorhanden ist und man schon Erfahrung im entsprechenden Bereich mitbringt. Beispielsweise ist es für die Stelle als SAP-Consultant im Bereich Finance von Vorteil, wenn die Kandidaten einen Hintergrund im Finanzwesen haben oder eine Informatikvorbildung mitbringen.
Welche Leute haben sich in der Praxis für die Stellen beworben?
Es bewerben sich sowohl Studienabgänger als auch solche, die nach einer Lehre schon im Berufsleben stehen. Manche bringen schon mehr spezifische Erfahrung mit, andere weniger. Das Tolle am Programm M-Career ist, dass es für viele Profile einen spannenden Einstieg bedeuten kann. In den letzten zwei Jahren hat sich gezeigt, dass wir mit M-Career den Zugang zu grossem Potenzial an motivierten Fachkräften erschliessen. So können wir dem Mangel an benötigten IT-Spezialistinnen und -Spezialisten gezielt und nachhaltig entgegenwirken.
Wo lagen die Schwierigkeiten?
In der Pilotphase haben wir festgestellt, dass es wichtig ist, dass das Programm zuerst Migros-intern bekannt ist. Es galt, Abteilungen zu finden, die das Potenzial von M-Career erkannt haben und beim Programm mitmachen wollten, selbst wenn zu Beginn noch nicht alle Prozesse und Inhalte klar definiert waren. Es ist entscheidend, von Beginn an miteinander im engen Austausch zu sein. Wichtig ist weiter, dass alle Beteiligten Lust haben, das Programm mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Am wichtigsten aber sind die enge Abstimmung mit allen Beteiligten sowie die stetige Bereitschaft, Änderungen zugunsten des Programms vorzunehmen und sich an aktuelle Herausforderungen anzupassen.
Wie geht es nun weiter?
Wir sind laufend daran, entsprechend der Nachfrage neue Profile zu definieren und neue Stellen in den Abteilungen zu schaffen. Derzeit beispielsweise mit dem Scrum-Master-Profil. Weiter sind Profile im Bereich Digital Business geplant. Für den nächsten Start am 1. April 2024 sind bereits fünf der zehn Plätze vergeben.
«Es hat sich gezeigt, dass wir mit M-Career den Zugang zu grossem Potenzial an motivierten Fachkräften erschliessen.»
Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsrezept?
Der grosse Vorteil ist sicher, dass die Ausbildung mit einer Festanstellung verbunden ist. So können wir die Chance wahrnehmen, gute Fachkräfte intern wie extern zu finden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die M-Careers das Programm von Beginn an zu vollem Lohn und mit voller Verantwortung absolvieren können. Während des halben Jahrs Ausbildung haben die Teilnehmenden zusätzlich zum People Developer ein Gotti bzw. einen Götti in ihren jeweiligen Teams und sind neben ihren Teams auch seitens M-Career betreut sowie in der Community eingebunden. Es ist also ein Mix aus Einzel- und Peer-Coaching on und off the Job bei gleichzeitiger individueller interner und externer Ausbildung. Eine Basis für den Erfolg ist auch unsere tolle und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Linien in Operations, den Kollegen und Kolleginnen vom Recruiting, HR-Business-Partnern und unseren HR-Services-Fachpersonen.
Sie waren nicht beim Start des Programms dabei, haben die Leitung im Zuge einer Mutterschaftsvertretung übernommen. Was war für Sie persönlich das Schönste?
Das Schönste für mich ist der enge Austausch mit allen Beteiligten und die enorme Wertschätzung, die ich dabei erfahren darf. Ich war selbst auch schon einige Male Quereinsteigerin im Laufe meines Berufslebens und finde solche Phasen superspannend. Umso mehr Freude bereitet es, die M-Careers in diesem Abschnitt begleiten und unterstützen zu dürfen. Die Rollen in der IT sind so vielschichtig, dass ich selbst mit mehreren Jahren IT-Erfahrung immer wieder neue Einblicke gewinne. Wir hatten kürzlich einen Video-Drehtag mit den M-Careers, wo eine Teilnehmerin zum Schluss meinte: «M-Career ist ein Geschenk.» Weiter schätze ich das Vertrauen und die vollen Kompetenzen seitens Programmsponsor, unserem Group COO sowie vom MGB HR-Leiter. Ich bin befähigt, das M-Career-Program zu führen, zu gestalten und weiterzuentwickeln. Es macht einfach Freude.
Die Idee von M-Career ist, dass interessierte Personen aus anderen Berufen innerhalb eines halben Jahrs «on the Job» in einem
IT-Job ausgebildet werden. Insgesamt
gibt es beim MGB rund 890 IT-Angestellte,
die in der Zentrale für die diversen Unternehmen der Migros tätig sind. Die meisten
von ihnen arbeiten an verschiedenen Standorten in Zürich.
Das Pilotprojekt lief erstmals vom 1. April 2022 bis Ende September 2022 und wurde anschliessend fest eingeführt. Durch M-Career können sich zwei Mal jährlich rund zehn Teilnehmende innert sechs Monaten in spannenden IT-Positionen entwickeln. Ende September 2023 konnte bereits die dritte Teilnehmendengruppe (zwölf Personen) das Ausbildungsprogramm erfolgreich abschliessen.
Seit es das Programm gibt, haben 32 Personen im Alter von 25 bis 45 Jahren das M-
Career-Program absolviert und arbeiten jetzt als SAP Consultants, Application Manager, ABAP Developer oder Scrum Master. Knapp ein Drittel von ihnen sind Frauen. Dies ist bemerkenswert, da laut aktuellen Erhebungen des Bundesamts für Statistik (BFS) 2021 gerade einmal 16.3% der Beschäftigten in technischen und IT-Berufen Frauen sind.
Grundsätzlich werden die Stellen sowohl intern wie extern ausgeschrieben und stossen zu gleichen Teilen auf Interesse. Während es in der Pilotgruppe 90% interne Teilnehmende waren, hält sich das Interesse von internen und externen Kandidaten inzwischen die Waage.
Neben den Qualifikationen beeinflussen auch Alter und Geschlecht den Erfolg einer Bewerbung. Für die Arbeitgebermarke ist eine gut ausgebaute Pensionskasse wichtig.
Outsourcing von HR ist im Trend. Die Coronakrise hat zu einem gesteigerten Bedarf an Dienstleistungen von Shared Services geführt. Aber man kann nicht alles auslagern.
vps.epas | Postfach | CH-6002 Luzern | Tel. +41 41 317 07 07 | info@vps.epas.ch