Unternehmen tun sich schwer mit Generationen-Management

Dienstag, 03. Oktober 2023
Von Gen Z bis Babyboomer: In einem Unternehmen arbeiten oft vier oder mehr Generationen unter einem Dach. Schweizer Arbeitgeber tun sich jedoch schwer damit, ihre Zusammenarbeit zu fördern – dies zeigt eine Studie der Hochschule Luzern.Von Gen Z bis Babyboomer: In einem Unternehmen arbeiten oft vier oder mehr Generationen unter einem Dach. Schweizer Arbeitgeber tun sich jedoch schwer damit, ihre Zusammenarbeit zu fördern – dies zeigt eine Studie der Hochschule Luzern.

Der demografische Wandel macht Schweizer Arbeitgebern zu schaffen. Unter anderem besteht die Gefahr, dass sich nach der Pensionierung geburtsstarker Generationen grosse Lücken bilden. Hinzu kommen zahlreiche nicht besetzte Stellen aufgrund des Fachkräftemangels. Unternehmen sind deshalb gefordert, zu reagieren, indem sie auf die Bedürfnisse jüngerer und älterer Generationen eingehen, den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit unter den Generationen fördern oder ältere Arbeitnehmende auch über das Rentenalter hinaus beschäftigen. Bei der Umsetzung solcher Massnahmen besteht jedoch nach wie vor Handlungsbedarf. Das zeigt eine breit angelegte Erhebung der Hochschule Luzern (HSLU): Zum zweiten Mal seit 2019 hat ein Forschungsteam untersucht, wie Schweizer Unternehmen im Bereich Generationenmanagement aufgestellt sind. Befragt wurden sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende in 57 Grossunternehmen und 206 kleinen und mittleren Unternehmen.

Potenzial erkannt, aber nicht ausgeschöpft

Fehlende Arbeitskräfte stellen in allen Unternehmen noch stärker als 2019 ein Problem dar. Vor diesem Hintergrund hat auch das Generationenmanagement an Bedeutung gewonnen: 92% der befragten Grossunternehmen und 75% der KMU erachten dieses als «wichtig» oder «sehr wichtig». Grössere Unternehmen sehen den Nutzen vor allem in der Steigerung ihrer Arbeitgeberattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit – eine Tendenz, die sich mit der anhaltenden Suche nach Fachkräften verstärkt hat. KMU wollen in erster Linie den Verlust von Wissen durch den Austritt älterer Mitarbeitenden vermeiden. Aller Einsicht zum Trotz: Nur ein Bruchteil der Unternehmen gibt an, dass ein Wissenstransfer zwischen den Generationen auch stattfindet. «Es werden nach wie vor erst wenige Massnahmen umgesetzt. Diesbezüglich hat sich in den letzten vier Jahren wenig getan», sagt Studienleiterin Anina Hille der Hochschule Luzern. Beispielsweise bildet nur rund ein Drittel der Befragten bewusst altersgemischte Teams.

Arbeit im Rentenalter: Nur wenige bieten Flexibilität

Immerhin: Die Offenheit, Arbeitskräfte über das Rentenalter hinaus weiter zu beschäftigen, besteht. Gut ein Viertel der befragten Grossunternehmen sowie die Hälfte der befragten KMU, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, beschäftigen bereits Personen im Rentenalter. «Damit das langfristig funktioniert, müssen sie in der Umsetzung aber noch stärker auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden eingehen. Es gilt, die Arbeitsbedingungen flexibel und altersgerecht zu gestalten», so Hille. Flexibilität sei nämlich nicht nur ein Bedürfnis der Gen Z. Gemäss der Befragung wünschen sich ältere Arbeitnehmende, die über ihre Pension hinaus in einem Betrieb tätig sind, ebenfalls mehr örtliche und zeitliche Flexibilität und eine Reduzierung des Pensums.

Ältere sind mit ihrer Arbeitssituation zufriedener als Jüngere

Nur eine Minderheit der befragten Arbeitgeber stellt bewusst ältere Personen ein. Zudem hat die Studie untersucht, ob bei Neueinstellungen jüngere Personen mit gleichen Qualifikationen bevorzugt werden. Von jenen Befragten, die Generationenmanagement als wichtig erachten, geben 37% der Grossunternehmen und 45% der KMU an, dass dies zumindest teilweise zutrifft. Trotzdem schätzen ältere Personen ihre Chancen, einen neuen Job zu finden, nicht mehr signifikant schlechter ein als jüngere Personen. Damit schliesst sich die Lücke, die bis anhin zwischen der Wahrnehmung jüngerer und älterer Generationen bestand. Befragt nach der generellen Befindlichkeit zeigt sich, dass Ältere zufriedener sind mit ihrer aktuellen Arbeitssituation als Jüngere.

Die Themen Zeitdruck und Stress sind jedoch in allen Generationen sehr präsent: So gibt nur ein Drittel der Befragten an, sehr zufrieden mit Arbeitsmenge, -volumen und -pensum zu sei. 80% der Befragten ist es zudem wichtig oder sehr wichtig, nicht rund um die Uhr erreichbar zu sein. Solche Bedürfnisse sollten Unternehmen ernst nehmen, sagt die Studienleiterin: «Wer Handlungsfelder frühzeitig erkennt, kann seine Attraktivität als Arbeitgeber deutlich steigern und so einem Arbeitskräftemangel aktiv entgegentreten.»

Artikel teilen


Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

Folgen sie uns auf