Wie Empowerment nicht zur Farce verkommt: Die Wahrnehmung der Mitarbeitenden zählt!

Donnerstag, 12. September 2024 - Kathrin Neumüller
Empowerment gilt als Schlüssel zur Steigerung von Motivation, Innovation und Produktivität. Wie wirksam können Empowerment-Massnahmen wirklich sein, wenn Mitarbeitende sie als Farce wahrnehmen? Während strukturelle Massnahmen wichtig sind, spielt die subjektive Wahrnehmung der Mitarbeitenden eine ebenso grosse Rolle. Nur wenn Mitarbeitende Empowerment tatsächlich erleben, können Unternehmen den vollen Nutzen daraus ziehen.

Echtes Empowerment -- Warum die Wahrnehmung entscheidend ist

Strukturelles Empowerment bezieht sich auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen innerhalb eines Unternehmens, die es Mitarbeitenden ermöglichen sollen, selbstständig und eigenverantwortlich zu arbeiten. Die vier Hebel - Zugang zu Informationen, Entscheidungsfreiheit, Ressourcen und Anreize - betrachten Empowerment aus der Unternehmensperspektive. Hier geht es um die Schaffung organisationaler Strukturen, Bedingungen und Arbeitsformen, die Mitarbeitenden ermöglichen sollen, sich zu entfalten.

Jedoch greift die Unternehmensperspektive in puncto Empowerment zu kurz. Flexible und agile Arbeitsformen, beispielsweise, können zwar ein wichtiger Bestandteil eines empowernden Arbeitsumfeldes sein, sind aber nur eine Seite der Medaille (Schermuly, 2019). Entscheidend ist, wie die Mitarbeitenden ihr Arbeitsumfeld wahrnehmen. Selbst wenn Unternehmen alle vier Hebel des strukturellen Empowerments umsetzen, könnte es sein, dass die Mitarbeitenden dies persönlich nicht als echtes Empowerment empfinden. Dieses subjektive Erleben von Empowerment nennen wir psychologisches Empowerment (Spreitzer, 1995). Auch hier gibt es vier Dimensionen:

  1. Sinnhaftigkeit / Bedeutsamkeit: Mitarbeitende empfinden ihre Arbeit als sinnvoll und bedeutsam, wenn diese im Einklang mit ihren persönlichen Werten und Zielen steht. Eine Mitarbeitende in einer gemeinnützigen Organisation empfindet beispielsweise ihre Arbeit als besonders sinnvoll, weil sie zur Gesellschaft beiträgt.
  2. Kompetenz: Mitarbeitende haben Vertrauen in ihre Fähigkeiten und ihr Wissen. Regelmässiges Feedback und Weiterbildungsmöglichkeiten stärken dieses Vertrauen.
  3. Einflussnahme: Mitarbeitende können Einfluss auf Entscheidungen und Prozesse nehmen, die ihre Arbeit betreffen. Ein Teammitglied, das in Entscheidungsprozesse eingebunden wird und ihre Ideen umsetzen kann, fühlt sich stärker mit dem Unternehmen verbunden.
  4. Selbstbestimmung: Mitarbeitende sollten die Freiheit haben, ihre Arbeit eigenverantwortlich zu gestalten. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, von verschiedenen Orten aus zu arbeiten, können diese Selbstbestimmung unterstützen.

 

Ein ganzheitlicher Ansatz für erfolgreiches Empowerment

Empowerment ist nur dann wirklich wirksam, wenn es von den Mitarbeitenden als solches wahrgenommen wird. Selbst das beste strukturelle Empowerment kann scheitern, wenn die psychologischen Bedürfnisse der Mitarbeitenden nicht berücksichtigt werden. Unternehmen sollten daher nicht nur organisatorische Rahmenbedingungen schaffen, sondern auch ein Umfeld fördern, das auf Vertrauen, Wertschätzung und individuelle Entwicklung abzielt. Ein ganzheitlicher Empowerment-Ansatz, der sowohl strukturelle als auch psychologische Aspekte integriert, ist der Schlüssel zu einer motivierten und engagierten Belegschaft. Nur so können Unternehmen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig steigern.

Quellen und weiterführende Literatur:

Schermuly, C. (2019). New Work und Empowerment. Beltz.
Spreitzer, G. M. (1995). Psychological Empowerment in the Workplace. Academy of Management Journal.

Empowerment - Praktische Strategien für mehr Eigenverantwortung und Motivation

«Empowerment» wird oft inflationär verwendet, und viele Unternehmen scheitern an einer unsystematischen Umsetzung, womit der Begriff zur Phrase und die Implementierung zur Farce verkommen droht. Empowerment kann jedoch weit mehr sein als nur ein Schlagwort: Die moderne Arbeitswelt verlangt nach neuen Ansätzen im Umgang mit Mitarbeitenden, die auf Selbstentfaltung und Mitspracherecht abzielen.

In einer vierteiligen Serie beleuchtet unsere Gastautorin Dr. Kathrin Neumüller die vier Hebel des strukturellen Empowerments: Entscheidungsfreiheit, Zugang zu Informationen, Bereitstellung von Ressourcen und Anreize. Ergänzend wird das Konzept des psychologischen Empowerments dargestellt, welches das subjektive Erleben der Mitarbeitenden fokussiert. Neueste Erkenntnisse der Sozialpsychologie belegen, dass nur die Kombination aus strukturellem und psychologischem Empowerment ein förderliches Arbeitsumfeld schafft, das den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht wird.

Die Serie zeigt, wie Führungskräfte ihre Mitarbeitenden gezielt und systematisch empowern können und welche Stolpersteine dabei zu beachten sind. Ein gelungenes Empowerment nimmt jedoch nicht nur Arbeitgeber in die Pflicht, sondern auch die Mitarbeitenden selbst. Unternehmen profitieren durch erhöhte Produktivität, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit vom Empowerment ihrer Mitarbeitenden, indem es Mitarbeitenden die nötigen Rahmenbedingungen bietet, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Artikel teilen


Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

Folgen sie uns auf