Herr Grötzinger, wie kam die neue Ladestation mit dem geteilten E-Auto an?
Ich freue mich, wie das Angebot genutzt und angenommen wird. Die Ostschweiz ist sonst eher zurückhaltend im Teilen von Fahrzeugen. Seit einem Monat steht das E-Auto am Standort der TBW. Schon 40 Angestellte haben in der ersten Phase ein persönliches Abo beantragt. Sie nutzen es rege, querbeet vom Stadtpräsidenten über die Sozialarbeiterin bis zum Monteur.
Das Auto steht auch für die Bevölkerung offen. Wie funktioniert das?
Das Handling ist einfach. Von 8 bis 17 Uhr ist das Auto explizit für die Angestellten der Technischen Betriebe und der Stadt Wil für Dienstfahrten reserviert. Das sind rund 700 Personen, auch alle Lehrpersonen gehören dazu. Sie haben alle die Möglichkeit, kostenlos ein Mobility-Abo zu nutzen, über die App zu reservieren und niederschwellig ein bewährtes E-Sharing-Angebot zu erleben. Ab 17 Uhr bis 8 Uhr morgens ist das E-Auto auch für die Bevölkerung, sprich bestehende Mobility-Kunden, offen, was ebenfalls rege genutzt wird.
Wieso setzt Wil überhaupt auf das geteilte E-Auto?
Sharing und Elektromobilität sind Handlungsfelder, die wir in den nächsten fünf Jahren im Rahmen von MONAMO WIL gezielt vorantreiben; ein vom Bundesamt für Energie gefördertes Programm für innovative Lösungen zur Förderung der nachhaltigen Mobilität in Gemeinden. Auch vom Kanton St. Gallen und als Energiestadt Wil haben wir den Auftrag, die Elektromobilität zu fördern. Das kam zum richtigen Moment. Das geteilte E-Auto ist ja nur der Auftakt. Es wird zu weiteren Angeboten kommen. Das ist cool. Da steckt viel Herzblut drin, von allen Seiten.
Braucht es überhaupt noch konventionelle Autos?
Ja, wir haben weiterhin noch Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb. Der Grossteil ist jedoch mit Biogas oder Ökostrom unterwegs. Einige Spezialfahrzeuge laufen noch mit Diesel, aufgrund der spezifischen Anforderungen. Dank der städtischen Richtlinie zur nachhaltigen Beschaffung von Fahrzeugen werden wir mittelfristig aber die Flotte grösstenteils elektrifizieren. Auch die Dienstfahrzeuge für die Mitarbeitenden der Technischen Betriebe Wil werden elektrisch betrieben und als Pool-Fahrzeuge von mehreren Angestellten genutzt. Zudem sind wir in der Stadt Wil mit überdurchschnittlich vielen öffentlichen Ladepunkten der TBW mit Ökostrom für E-Autos bereits elektrifiziert.
Was waren die Schwierigkeiten?
Verkehr ist gekoppelt mit der eigenen Freiheit und deshalb emotional. So ist jeder auch ein Verkehrsexperte, weshalb jede Änderung im System heiss diskutiert wird. Das niederschwellige, coole Angebot mit Mobility ist für uns auch ein Weg, um die Angestellten auf die geforderte Reise in die Zukunft zur Netto-Null-Mobilität mitzunehmen. Es braucht einen ausgewogenen Mix an «Push und Pull»-Massnahmen. Einerseits wird der motorisierte Individualverkehr eingeschränkt – gleichzeitig gestalten wir das Teilen und den Fuss- und Veloverkehr attraktiver. Dazu gehören auch finanzielle Anreize.
Wie ist es mit den Parkplätzen?
Die städtischen Parkplätze werden bewirtschaftet und die Nachfrage ist grösser als das Angebot. Deshalb sind gute Angebote zur Förderung der nachhaltigen und geteilten Mobilität so wichtig.