Goldins Forschung habe die Ursachen des Wandels der Geschlechterrollen am Arbeitsmarkt «sowie die Hauptursachen für die verbleibenden geschlechtsspezifischen Unterschiede» aufgezeigt, erklärte das Nobelkomitee in Stockholm, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Die 77-jährige Harvard-Professorin ist die dritte Frau, die diese Auszeichnung erhält. Goldin habe «die Archive durchforstet und über 200 Jahre an Daten aus den USA gesammelt», erklärte die Jury weiter. «Sie hat etwas untersucht, was viele Menschen, zum Beispiel viele Historiker, vorher einfach nicht untersucht haben, weil sie nicht glaubten, dass diese Daten existieren», sagte Randi Hjalmarsson, Mitglied des Nobelkomitees.
Sie hat in ihrer Forschung gezeigt, dass die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert zu einem enormen Rückgang der Arbeitseinkommen der Frauen im Vergleich zu jenen der Männer führte. Erst um die Jahrhundertwende kehrte sich dieser Trend um und beschleunigte sich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg. Es ist kein Zufall, dass in diese Zeit auch die Verbreitung der Antibabypille fiel. Goldin zeigte (zusammen mit ihrem Ehemann und Co-Autor Larry Katz), dass die Pille es jungen Frauen ermöglichte, länger einer Ausbildung nachzugehen, was ihnen zu mehr Erfolg auf dem Arbeitsmarkt, höheren Löhnen und besseren Jobs verhalf.
Die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede sind dennoch nicht verschwunden und besonders ausgeprägt in Berufen, in denen Arbeitszeiten lange und unflexibel gestaltet sind, wie zum Beispiel in der Finanzbranche, der Wirtschaftsberatung oder in Anwaltskanzleien. Wichtiger Grund: die Pflichten einer Mutter – oder eben die Mutterschaftsstrafe. Wie Goldin weiter zeigt, ging aber auch diese von Generation zu Generation zurück.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von aktuellen Studien aus verschiedenen Ländern zur Mutterschaftsstrafe, also den anhaltenden Lohneinbussen, die Frauen nach Geburt eines Kindes im Vergleich zu Männern – je nach Betrachtungsweise – erdulden, in Kauf nehmen oder selbst wählen.