Karin Müller blickt auf eine erfolgreiche Karriere als Moderatorin und Journalistin zurück, die 1988 bei Radio Basilisk begann und sie unter anderem zu DRS1/3, Radio 24 (Chefredaktion und Geschäftsführung) und zuletzt für sechs Jahre zu Telebasel führte. «Nach dem aktuell abgeschlossenen EMBA an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich ist bei mir der Gedanke nach einer beruflichen Weiterentwicklung gefestigt worden», lässt sich Karin Müller vom Brancheninformationsdienst «Klein Report» zitieren. «Penso» fragte bei Karin Müller nach, was sie zu diesem Schritt in dieser Karriere- und Lebensphase bewogen hat.
Was hat Sie zum Studium in der fortgeschrittenen Karrierephase bewogen und wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Karin Müller: Zu DRS 3-Zeiten habe ich an der Fachhochschule Nordwestschweiz den «KMU-Manager» gemacht. Das war für die Zeit absolut untypisch. Ich lernte Bilanzen lesen und wirtschaftlichen Kontext. Dann habe ich anfangs 2000 drei CAS in Leadership und Kommunikationsmanagement an der ZHAW absolviert. Diese breite Erweiterung meiner journalistischen Perspektive hat meine Führungsarbeit und meine journalistische Tätigkeit sehr geprägt. Zehn Jahre lang hatte ich den Traum, einen MBA machen zu können. Doch die starke berufliche Auslastung liess dies nicht zu. Telebasel hat mir dann zeitlich die Möglichkeit gegeben, dafür bin ich sehr dankbar. Stete Weiterbildung – ganz besonders auch in Bereichen, die nicht unbedingt auf den ersten Blick im eingeschlagenen Karrierepfad liegen – empfehle ich sehr.
Hatten Sie eine Art Masterplan für den Ausstieg aus der Medienbranche?
Ich habe mir den Entscheid systematisch überlegt. Dabei arbeite ich mit einer gewichteten Entscheidungsmatrix: Ich notierte, was mir mindestens in den nächsten fünf Jahren wichtig ist, vor allem auf welche Werte es mir ankommt. Am Ende erhält man für alle Optionen eine Punktzahl. Ich hatte einmal bei einer Jobentscheidung exakt die gleiche Punkteanzahl für den neuen wie für den alten Job. Da habe ich mich gegen den neuen Job entschieden.
Sie sind Profi in Ihrem Job – was treibt Sie in dieses Neuland mit einer Kultur, die von Gegebenheiten einer öffentlichen Verwaltung geprägt ist? Zudem stehen aktuell auch grosse Herausforderungen wie digitale Transformation, Corona-bedingter Druck auf dem Arbeitsmarkt, Migration und demografischer Wandel an.
Ich habe verschiedene Häuser oder Bereiche geführt. Führungsaufgaben sind immer eine Mischung aus wirtschaftlichen Fragestellungen, Zusammenarbeit mit Menschen und Zielen. Digitale Transformation, Druck, Migration, demografischer Wandel sind Themen, die mich seit langem in meinem Berufsleben begleiten. Die Gewichtung wird nun eine andere. Ich werde nicht mehr eine Berichterstattung verantworten, sondern mit meinem Team durch nachhaltiges Handeln Resultate erzielen, die hoffentlich vielen Menschen Nutzen bringen werden.
Wie waren bisher die Reaktionen auf Ihren Entscheid? Fühlen Sie sich als Rollenvorbild?
Meine ehemaligen Kollegen und Mitarbeitenden verstehen mich. Wer in gängigen Karrieren denkt, versteht den Schritt weniger. Die vielen sehr positiven Reaktionen haben mir noch eine andere Komponente gezeigt, die Sie ja in dieser Frage auch ansprechen: So eine Veränderung erzeugt offensichtlich auch eine Aufmerksamkeit, die über einen blossen Stellenwechsel hinausgeht.
Besten Dank für das Gespräch.