Deutschland: Einsamer Bundesarbeitsminister-Vorstoss des «Rechts auf Homeoffice» verpufft allmählich

Montag, 16. November 2020
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wollte die Arbeit im Homeoffice dauerhaft als Rechtsanspruch in Deutschland verankern, und zwar für 24 Tage im Jahr auf ein Vollzeitpensum gerechnet. Eine Studie des Ifo Instituts (München) im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zeigt allerdings keine Indikatoren für eine Produktivitätssteigerung im Homeoffice. Ebensowenig ist ein eindeutiger Wunsch der Arbeitnehmenden zu verzeichnen.

Hubertus Heil preschte vor einigen Monaten etwas überraschend mit seinem Gesetzesvorhaben vor. Munitioniert hatte er sich mit einer Studie der deutschen Krankenkasse DAK, die eine Befragung unter 7000 Arbeitnehmern durchgeführt hat, von denen sich 56% im Homeoffice produktiver einschätzten. Der Digitalverband Bitkom führte im Oktober eine repräsentative Umfrage unter 1000 Arbeitnehmenden über 16 Jahre zum Vorstoss Heils durch. Im Ergebnis dieser Studie würde Mehrheit von 56% würde einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Homeoffice nicht begrüssen. 40% der Befragten nehmen den Vorstoss positiv auf. Die Positionen unterscheiden sich nach Altersgruppen. Jüngere in der Altersgruppe 16- bis 29-Jährigen stehen der gesetzlichen Regelung positiv gegenüber, während sie 58% der Altersgruppen ab 30 Jahren ablehnen.

Die jüngst in deutschen Medien zitierte Studie des Ifo Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen lässt nun die 1097 befragte Unternehmen zu Wort kommen. Nur eine Minderheit von 5.7% konstatierte eine Produktivitätssteigerung im Homeoffice, 30.4% stellten gar keine Veränderung fest, während 27% eine gesunkene Produktivität bekundeten. Ein kleiner Restanteil konnte keine Angaben dazu machen. Vor allem kleinere Firmen unter zehn Mitarbeitern sahen kaum Vorteile in Homeoffice. Nachdem Hubertus Heil mit seiner Position verschiedentlich angeeckt hat, stellt er sein Vorhaben nun zurück, nicht ohne die Rückständigkeit der Gegenposition zu kritisieren, die den Eingriff in die unternehmerische Freiheit ablehnt– nachzulesen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ. (he)

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