Alarmierender Anstieg an IV-Renten für junge Erwachsene

Wenn Junge eine IV-Rente erhalten, seien die Chancen auf eine spätere berufliche Integration «nahe null», wird der Leiter der IV-Stelle Kanton Zürich, Martin Schilt, von der Nachrichtenagentur SDA aus einem Mediengespräch zitiert. Die IV sei eine Einbahnstrasse. Die betroffenen Menschen fänden kaum mehr in den Arbeitsmarkt zurück.

2024 wurden bei den unter 25-Jährigen acht Prozent mehr Renten gesprochen als im Vorjahr. 624 von den gesamthaft 4275 Neurenten im letzten Jahr waren für junge Erwachsene. Welche Ursachen der Anstieg hat, sei unklar. Schon vor der Corona-Pandemie seien mehr junge Personen mit schwerwiegenden psychischen Problemen bei der IV gelandet, sagte Schilt. Das Problem müsse «interdisziplinär» angegangen werden, unter Einbeziehung von Schule, Eltern oder der Medizin.

IV will Alternativen aufzeigen

Die IV versucht in Zürich mit zwei Angeboten die jungen Menschen frühzeitig abzuholen. «Riva» wendet sich an Personen aus dem Umfeld, denen Probleme auffallen. Ihnen soll aufgezeigt werden, dass es auch andere Möglichkeiten als die Rente gibt, wenn man Kontakt mit der IV aufnimmt, etwa ein Coaching. Laut IV-Berufsberaterin Ulla Kessler führte die IV seit der Einführung 2023 mehrere hundert Gespräche, hauptsächlich mit Eltern.

Das zweite Angebot «Connect» setzt bei jungen Menschen an, die in einer psychiatrischen Klinik untergebracht sind. Diese müssten laut Projektleiter Matthias Wepfer nach dem Austritt oft Monate warten, bis sie einen Termin beim Berufsberater bekommen, weshalb die IV den Betroffenen Job-Coachings oder Schnupper-Einsätze anbietet. Ziel sei es, die Jungen künftig noch besser in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Heute sei das nur in jedem zweiten Fall möglich. (sda)