Ausgaben für Sozialleistungen stark durch Pandemie geprägt

Montag, 25. September 2023
Die Ausgaben für Sozialleistungen in der Schweiz stiegen im ersten Pandemiejahr vorübergehend stark an. Allein im Bereich der Arbeitslosigkeit betrug der Ausgabenzuwachs gut 14 Mrd. Franken. Hintergrund sind eine steigende Erwerbslosenquote und die ergriffenen Massnahmen zur Pandemiebewältigung. Diese und weitere Ergebnisse zeigt der statistische Sozialbericht Schweiz 2023.

Einmal pro Legislaturperiode vereint der Statistische Sozialbericht Schweiz die Resultate aus den Statistiken des Bundesamts für Statistik (BFS) zur sozialen Sicherheit und zur sozialen Situation der Bevölkerung. Damit ermöglicht es der Bericht, eine Gesamtübersicht über die sozioökonomischen Veränderungen und die Lebensbedingungen der Schweizer Bevölkerung zu gewinnen.

Demografischer Wandel beeinflusst Sozialversicherungen

Die Schweizer Sozialpolitik steht seit einigen Jahren vor grossen Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels und der sozioökonomischen Entwicklungen. Man denke dabei beispielsweise an die Alterung der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf die Finanzierung der Sozialversicherungen oder an die Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung und deren Integration. Dazu kommen die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, die die beruflichen Laufbahnen beeinflussen und die Arbeitsbedingungen bestimmter Bevölkerungsgruppen beeinträchtigen.

Seit dem Erscheinen des letzten statistischen Sozialberichts im Jahr 2019 kam die Bewältigung der weltweiten Covid-19-Pandemie und deren Folgen als weitere Herausforderung für die Sozialpolitik hinzu. Im Sog der Gesundheitskrise kam es unter anderem zu einem starken Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) pro Einwohner sowie einer Erhöhung der Erwerbslosenquote.

Jährlich 200 Mrd. Franken Ausgaben für Sozialleistungen

Das Schweizerische System der sozialen Sicherheit sieht unter anderem Versicherungsleistungen und bedarfsabhängige Sozialleistungen vor, die verhindern sollen, dass jemand wegen dem Eintreten von Risiken wie z.B. Arbeitslosigkeit oder Krankheit seinen Lebensunterhalt nicht mehr decken kann. Diese Leistungen wirken sowohl präventiv als auch armutsbekämpfend. Die Ausgaben für Sozialleistungen machen mit gut 200 Mrd. Franken rund ein Drittel des BIP aus. Mit der Pandemie stiegen insbesondere die Ausgaben im Bereich der Arbeitslosigkeit (2020: +14.3 Mrd. Franken) vorübergehend stark an. Mit Massnahmen wie Kurzarbeitsentschädigung, Erwerbsersatzentschädigungen für Selbstständige oder zusätzliche Taggelder für Arbeitslose konnten die negativen Auswirkungen der Pandemie abgefedert werden. So konnte z.B. ein stärkerer Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden.

Transferleistungen senken die Armut deutlich

Die Transferleistungen des Systems der sozialen Sicherheit spielen auch ausserhalb von Krisenzeiten eine gewichtige Rolle bei der Verhinderung von Armut. Ohne die Transfers wäre fast ein Drittel der Schweizer Bevölkerung einkommensarm. Dieser Wert halbiert sich fast allein durch die Alters- und Hinterlassenenleistungen. Werden alle Sozialtransfers wie z.B. Familienzulagen, Invalidenrenten, Verbilligung der Krankenkassenprämien, Sozialhilfe oder Taggelder der Arbeitslosenversicherung hinzugerechnet, beträgt die Armutsquote noch 8.7%. Besonders oft betroffen sind auch hier Erwerbslose, Personen in Einelternhaushalten, mit ausländischer Nationalität sowie ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss. Erwerbsarbeit ist jedoch nicht immer ein Garant für ein existenzsicherndes Einkommen, leben doch 4.2% der erwerbstätigen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Steigender Anteil der mit ihrer finanziellen Situation sehr zufriedenen Personen

Die Lebensbedingungen der Bevölkerung in der Schweiz zeichnen sich durch einen steigenden Anteil an Personen aus, die mit ihrer finanziellen Situation sehr zufrieden sind. Es handelt sich dabei insbesondere um die einkommensstarken Profile, wie die über 64-Jährigen, Personen mit Wohneigentum, mit tertiärem Bildungsabschluss sowie Schweizerinnen und Schweizer.

Im Gegenzug bekunden die einkommensschwächsten Bevölkerungsgruppen Mühe, für die notwendigsten Ausgaben aufzukommen. Dazu gehören insbesondere Erwerbslose, Personen mit ausländischer Nationalität, Personen ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss sowie Einelternhaushalte. Auch bei der Bildung und bei der Gesundheit sind soziale Unterschiede festzustellen. So ist beispielsweise die Teilnahme an Weiterbildungen umso höher, je besser das Ausbildungsniveau ist und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung verzichten häufiger auf medizinische Leistungen.

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