Fünf Säulen für die Altersvorsorge

Dienstag, 05. November 2024
50 Jahre nach Einführung des Drei-Säulen-Systems braucht unsere Altersvorsorge ein Update. Findet der Think Tank Avenir Suisse und schlägt ein Fünf-Säulen-System vor, um die Finanzierung der Langzeitpflege mit einem Pflegekapital neu zu regeln.

Für die Mehrheit der Rentnerinnen und Rentner ist das Alter an sich kein akutes Armutsrisiko mehr, schreibt Avenir Suisse. Eine Minderheit der Senioren sei dennoch von Armut betroffen. Betrachte man nur die Neurentner, stelle man fest, dass zwar 92% von ihnen bei der Pensionierung ohne zusätzliche staatliche Hilfe über
die Runde kommen. Gleichzeitig seien 8% unmittelbar nach der Pensionierung abhängig von Ergänzungsleistungen (EL).

Allerdings waren Dreiviertel dieser EL-Bezüger bereits vor der Pensionierung auf die Invalidenversicherung oder Sozialhilfe angewiesen. Nur 2% der Neurentner wird erst bei der Pensionierung arm. Altersarmut lasse sich deshalb am besten vor dem Eintritt ins Rentenalter durch eine stärkere Beteiligung am Arbeitsmarkt bekämpfen.

Resilientes Drei-Säulen-System mit Verbesserungspotenzial

Trotz Wirtschaftskrisen und Kriegen in Europa habe sich das Drei-Säulen-System bewährt. Weil die Erwerbsbiografien vielfältiger werden und die Lebenserwartung weiter steigt, seien gemäss Avenir Suisse punktuelle Anpassungen nötig:

  • Zugang: Durch eine Senkung des Koordinationsabzugs könnte der Zugang zur beruflichen Vorsorge verbessert werden, besonders für Personen in Teilzeitbeschäftigung. Zudem würde die Möglichkeit, nachträglich Beitragslücken in der Säule 3a zu schliessen, jenen Menschen eine bessere Absicherung gestatten, die ihre Berufskarriere unterbrochen haben.
  • Rentenhöhe: Die bestehenden Renten liessen sich in der 2. Säule durch einen moderaten variablen Bonus verbessern. Die Pensionskassen könnten ihren Versicherten einen Bonus anbieten, sofern die Anlageergebnisse und die finanzielle Situation der Kasse dies erlauben.
  • Rentenalter: Ein (freiwilliges) Aufschieben des Pensionierungszeitpunkts sollte als Chance für höhere Renten und damit mehr Wohlstand im Alter gesehen werden. Wer länger arbeitet, kann sein Vermögen länger äufnen und muss auch weniger lang davon zehren. Damit kann die Rentenhöhe über alle drei Säulen verbessert werden, ohne dabei die künftigen Generationen zusätzlich zu belasten.

Ein Fünf-Säulen-System zur Berücksichtigung der Langzeitpflege

Die Schweizer Altersvorsorge sei auch deshalb so leistungsfähig, weil die einzelnen Säulen unterschiedlich finanziert werden: die AHV durch das Umlageverfahren, die berufliche Vorsorge sowie das private Sparen durch das Kapitaldeckungsverfahren.

Diese positive Erfahrung sollten wir nutzen, wenn es um die Finanzierung der Gesundheitskosten im letzten Lebensabschnitt geht. Die steigenden Kosten für die Pflege werden heute primär von der Krankenkasse und immer mehr auch von der Allgemeinheit getragen. Dieses Problem werde sich mit der demografischen Entwicklung verschärfen. Hier brauche es eine neue Lösung, die stärker auf die private Vorsorge setzt.

Wie bei der Altersvorsorge empfehle sich dabei eine Finanzierung, die auch auf dem Kapitaldeckungsverfahren beruht: Die Kosten für die Akutversorgung (z.B. Behandlungen in einer Arztpraxis oder in einem Spital) sollen wie bisher von der Krankenversicherung übernommen werden. Im Kontext einer umfassenden Altersvorsorge wäre das die 4. Säule. Die Langzeitpflege dagegen solle durch eine neue, 5. Säule abgedeckt werden (siehe Grafik). Sie wäre ähnlich wie die berufliche Vorsorge organisiert. Demnach würde man ein privates, vererbbares Pflegekapital ansparen. Dadurch würde das Schweizer Vorsorgesystem zu einem Fünf-Säulen-Modell werden.

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