National- und Ständerat haben in der Wintersession die AHV-Reform beschlossen. Zentral in der Vorlage ist die Angleichung des Referenzalters von Frauen und Männern auf 65 Jahre. Die Gewerkschaften haben das Referendum ergriffen. Ihre Kritik: Die Stabilisierung der AHV werde «auf dem Buckel der Frauen» ausgetragen, die im Alter ohnehin benachteiligt seien.
Es ist richtig, dass Frauen insgesamt ein tieferes Renteneinkommen haben als Männer. Doch dies ist weniger der AHV zuzuschreiben als dem BVG. In der 2. Säule wirken sich Teilzeiterwerbstätigkeit und tiefere Löhne stärker aus. Soll das Renteneinkommen der Frauen steigen, gilt es während der Erwerbstätigkeit anzusetzen mit höheren Pensen, hochqualifizierten Anstellungen und gleichen Löhnen für gleiche Arbeit.
Dazu ist die ganze Gesellschaft gefragt: (Ehe)Paare müssen ihre Aufgabenteilung so organisieren, dass die Frauen mehr arbeiten können, Unternehmen müssen Frauen gleichberechtigt anstellen und ihnen dieselben Pensen und Löhne anbieten wie den Männern. Auch die Frauen selbst sind gefordert, für ihr Einkommen einzustehen: bei der Wahl des Beschäftigungsgrads und in den Lohnverhandlungen.
Es ist noch ein weiter Weg, bis Frauen und Männer völlig gleichgestellt sind. Wir müssen diesen Weg gehen, jetzt, Schritt für Schritt. Durch die Zementierung des ungleichen Rentenalters im Gesetz, wie es die Gewerkschaften mit ihrem Referendum beabsichtigen, ist dieses Ziel nicht zu erreichen.
Die Penso-Redaktion wünscht sich für 2022, dass das Jahr im Zeichen wirkungsvoller Schritte auf dem Weg zur Gleichstellung stehen möge.