Günstiger und besser für alle

Montag, 17. März 2025 - Claudio Zemp
Der Trend geht weg von der firmeneigenen Pensionskasse hin zur Sammel­stiftung. Alain Schaffter erklärt, wie auch der umgekehrte Weg funktioniert.

Alain Schaffter

CFO Bachem und Stiftungsratspräsident der neu gegründeten Pensionskasse Bachem

Sie haben für den Pharmazulieferer Bachem aus Bubendorf eine eigene, teilautonome Pensionskasse (PK) gegründet. Warum eine eigene PK, gegen alle Trends?

Für uns waren mehrere Gründe ausschlaggebend. Zum einen können wir unabhängiger agieren als in einer Sammelstiftung. Und wir haben nun die passende Grösse. Aufgrund des Firmenwachstums hat sich unsere Belegschaft in den vergangenen fünf Jahren praktisch verdoppelt. Ein weiterer Punkt ist das Employer Branding, also wie wir als Unternehmen gegen aussen auftreten. Eine eigene PK unterstreicht unseren Anspruch, ein guter Arbeitgeber zu sein. Das hilft, Mitarbeitende zu finden. Schliesslich trägt eine eigene PK auch dazu bei, dass wir die Kostenstruktur effizienter gestalten können. Wir können die gleichen Leistungen wie vorher anbieten, aber stellenweise günstiger für das Unternehmen.

Wie ist der Prozess abgelaufen?

Das war ein rund eineinhalbjähriger Prozess, den wir zusammen mit unserem Versicherungsbroker durchgeführt haben. Dazu gehörte, dass wir Pro und Contra gut abgewägt haben, und natürlich auch eine Ausschreibung. Der Schlusspunkt des Prozesses war nun der Eintrag der neu gegründeten Stiftung ins Handelsregister im November.

Sie haben die Kosten-Nutzen-Bilanz angesprochen. Die Vorsorge werde günstiger und besser. Wie ist das möglich?

Ja, die eigene PK wird günstiger und besser für alle Beteiligten. Wir können die Sätze für die Risikoversicherung und die Verwaltungskosten praktisch halbieren gegenüber früher. Das senkt die Lohnabzüge für alle Mitarbeitenden, die Prämien einzahlen. Früher hatten wir individuelle Sätze, heute haben wir einen einzigen Satz pro Altersgruppe. Die Umstellung ­ergibt bei jedem Mitarbeiter einen geringeren Lohnabzug bei Risiko- und Verwaltungskosten. Das hat einen positiven Einfluss auf den Nettolohn ab dem 1. Januar. Auch konnten wir die Risikoleistungen für Invalidität und Tod erhöhen, sprich die finanzielle Absicherung und die Renten an die Hinterlassenen. Dies gelang zusammen mit dem neuen Rückversicherer. Die zusätzlichen Kosten dafür bewegten sich im kleinen Prozentbereich. Was wir an Kosten gespart haben, konnten wir somit in bessere ­Leistungen investieren. Von diesen Mehrkosten durch die Leistungserhöhung trägt Bachem 60 % an den Prämien.

Wie haben Sie Ihren Arbeitgeber überzeugt, diesen Schritt zu tun?

Seit Ende der 1990er Jahre habe ich mit Pensionskassen zu tun. Ich war schon Präsident eines Stiftungsrats einer eigenen teilautonomen PK und immer wieder in Vorsorgekommissionen. Daher war ich persönlich schon immer ein Freund dieser Idee und habe angeregt, dass wir eine eigene PK prüfen sollten. Aber einen solchen Schritt macht man als Unternehmen natürlich nicht über Nacht. Was den Schritt zu einer Ausschreibung für eine eigene PK beschleunigt hat, war, dass die aktuelle Sammelstiftung höhere Prämien angekündigt hat. Das hat uns nochmals vor Augen geführt, warum eine eigene PK sich lohnen könnte. Wenn man dem Unternehmen sagen kann, dass die Firma im tiefen siebenstelligen Bereich pro Jahr spart, ist das ein starkes Argument. Die Mehrarbeit lag hauptsächlich bei der Personalvorsorgekommission (PVK) und nicht beim Arbeitgeber.

Was war der schwierigste Moment während dieser Zeit der Neugründung?

Ein solcher Prozess ist immer herausfordernd. Das Gesamtkonzept muss für die Firma passen und vermittelbar sein. Dabei muss man die PVK und die Arbeitnehmer mitnehmen. Das ist einerseits rechtlich geboten, weil im BVG vorgegeben ist, dass ein Wechsel der VE von den Arbeitnehmern genehmigt werden muss. Das ist aber auch wichtig, damit die Lösung in der Belegschaft die entsprechende Akzeptanz findet. Dazu gehört viel Aufklärung im Bereich der beruflichen Vorsorge und dass man früh in den Dialog tritt und erste Skepsis auffangen kann. Das erreicht man, indem man weiss, wovon man spricht, und die Arbeitnehmervertretung früh genug einbezieht.

Der Weg in die Teilautonomie

Die Firma Bachem wurde 1971 von Peter Grogg in Liestal gegründet. Das weltweit tätige Unternehmen ist ein Spezialist für medizinische Wirkstoffe und hat seinen Sitz in Bubendorf. Das Wachstum des Pharma-Unternehmens, das 2023 in der Schweiz rund 1700 Mitarbeitende hatte, soll weitergehen. So plant Bachem in den nächsten Jahren den Bau eines Produktionsstandorts im Kanton Aargau.

Von der Einreichung der Unterlagen zur Vorprüfung bei der BVG- und Stiftungsaufsicht beider Basel (BSABB) bis zum Eintrag ins Handelsregister und zum Gründungsakt vergingen rund eineinhalb Jahre. Die Verwaltung der neuen, teilautonomen PK wurde extern vergeben. Die bisherigen Mitglieder der PVK wurden neu zu Stiftungsräten. An Informationsveranstaltungen wurden schliesslich alle Mitarbeitenden über den Prozess der Gründung informiert.

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