Eigentlich wollten wir die grossen Lebensrisiken versichern und das Ersatzeinkommen via Sozialversicherungen sicherstellen. Historisch gewachsen kamen stets neue Versicherungsleistungen dazu. Ein Ende ist nicht absehbar. Nächste Wünsche wurden bereits mit neuen Initiativen deponiert.
Verantwortung wird kräftig an die Gesellschaft abgegeben. Während die Unterstützungspflicht der Ehegatten sowie der Verwandten in auf- und absteigender Linie über die Zeit beschränkt wurde, bleibt die Tendenz, die daraus entstehenden Verpflichtungen auf die Gesellschaft abzuwälzen. Ein gutes Beispiel ist die Forderung nach Ergänzungsleistungen, um in der millionenschweren Liegenschaft wohnen zu bleiben und diese schliesslich an die Folgegeneration vererben zu können. Die Liegenschaften wurden fleissig finanziert durch Vorsorgegelder, die eigentlich für die Fortsetzung der gewohnten Lebenshaltung steuerbegünstigt wurden.
Während früher die Familien ihre Angehörigen pflegten, hält sich heute die betagte Bevölkerung in Heimen auf oder wird zu Hause durch die Spitex versorgt. Alternativ lassen sich pflegende Angehörige bezahlen – Werbung dafür wird prominent am TV gemacht. Solange die Sozialversicherung die Arbeit finanziert, wird das selbstverständlich in Anspruch genommen. Das kostet immer mehr. Wer sich über steigende Gesundheitskosten wundert, übersieht, dass dem prosperierenden Angebot auch viele Leistungsbezügerinnen und -bezüger gegenüberstehen. Notfalls springt der Staat ein.
Wir können wacker und erfolgreich Ansprüche stellen und bauen die Leistungen rasant aus. Wie die Leistungen finanziert werden, interessiert erst, wenn der eigene Geldbeutel herhalten muss. Längst sind verschiedene Sozialversicherungen in Schieflage geraten, mit Nachfinanzierungen tun wir uns schwer, und am liebsten wollen wir gratis konsumieren. Die Folge sind Sparvorlagen oder teure Reformen an allen Ecken und Enden, die uns dann mit kreativen Übergangslösungen schmackhaft gemacht werden, letztlich aber grosse Teile der Bevölkerung im Regen stehen lassen.
Verdienen wir es etwa nicht, mehr zu erhalten? Schnell schiessen die Argumente dafür, wieso eine Ungerechtigkeit sofort mit neuen Leistungen behoben werden muss, wie Pilze aus dem Boden. Selber Verantwortung übernehmen? Gar noch eine Rücklage für schwierige Zeiten machen? Das ist nicht mehr en vogue. Bei Pensionierung lockt der Kapitalbezug in der beruflichen Vorsorge. Zu rasch aufgebraucht, gibt es zwar keine Ergänzungsleistungen, aber letztlich springt die Sozialhilfe ein.
Ausgeben können wir mittlerweile wie die Weltmeister. Zu Ende gedacht führt dies zur Überschuldung der Gesellschaft. Diese Schuldenlast ist schwer zu tragen. Wir können darüber diskutieren, ob Lohnbeiträge oder Steuern aller Art die besseren Optionen sind. Oder die Finanzierung über neue Schulden in Aussicht nehmen? Unbeliebt sind allerseits neue Sparrunden. Hätten Ausgaben immer sofort ein Preisetikett, würden wir sorgfältiger mit ihnen umgehen. Oder doch nicht?