Die Forscher des Institute for Health Metrics and Evaluation (University of Washington, Seattle, USA) berechneten die weltweite Bevölkerungsentwicklung mit Hilfe von Daten zu altersabhängigen Fruchtbarkeits- und Sterberaten sowie Migration unter Einbeziehung der Faktoren Bildung, ökonomische Entwicklung, geopolitische Effekte und zukünftige demografische Veränderungen.
Im Referenzszenario (Wahrscheinlichkeit 95%) wurde prognostiziert, dass die Weltbevölkerung im Jahr 2064 um 9.73 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreicht und im Jahr 2100 auf 8.79 Milliarden zurückgeht. Die Vorhersagen für die bevölkerungsmässig fünf grössten Länder im Jahr 2100 sind für Indien 1.09 Milliarden, Nigeria 791 Millionen, China 732 Millionen, die USA 336 Millionen und Pakistan 248 Millionen. Die Ergebnisse deuten auch auf eine Verschiebung der Altersstruktur in vielen Teilen der Welt hin, wobei für das Jahr 2100 weltweit 2.37 Milliarden Menschen als älter als 65 Jahre und 1.7 Milliarden als jünger als 20 Jahre prognostiziert werden.
Für 23 Länder des Referenzszenarios, darunter Japan, Thailand und Spanien, wurde ein Bevölkerungsrückgang von mehr als 50% von 2017 bis 2100 berechnet und für China ein Bevölkerungsrückgang von 48%. Die Studie zeigt es als wahrscheinlich auf, dass China bis 2035 die grösste Volkswirtschaft wird, allerdings die USA 2098 wieder diesen Rang einnehmen werden.
Für die Schweiz wird der Bevölkerungshöchststand bis 2048 prognostiziert. Diese Analyse weicht kaum von den Berechnungen des Bundesamts für Statistik ab, die für das Jahr 2010 eine Bevölkerung von 10 Millionen bzw. in einem tiefen Szenario 9.5 Millionen Menschen in der Schweiz vorhersagen. Im Jahr 2100 liegt die Prognose bei 8.33 Millionen Menschen.
Allerdings wird deutlich eine generelle Umkehr der Wachstumstendenzen prognostiziert. Für Länder wie Griechenland, Italien und Portugal ist der Trend bereits seit 2017 rückläufig.
Die Forscher interpretieren die Ergebnisse dahingehend, dass anhaltende Trends beim Bildungsstand von Frauen und beim Zugang zu Verhütungsmitteln den Rückgang der Fruchtbarkeit beschleunigen und das Bevölkerungswachstum verlangsamen werden. Eine anhaltende Gesamtfruchtbarkeitsrate unter dem Niveau der Sterbezahlen in vielen Ländern, einschliesslich China und Indien, hätte wirtschaftliche, soziale, ökologische und geopolitische Konsequenzen. (he)
Quellenangabe zur Studie
VOLLSET, Stein Emil, et al. Fertility, mortality, migration, and population scenarios for 195 countries and territories from 2017 to 2100: a forecasting analysis for the Global Burden of Disease Study. The Lancet, 2020.