Am meisten Kenntnisse zeigten die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz noch bezüglich der 3. Säule, wie Mitverfasser Jürg Portmann von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bei der Präsentation des neuen Raiffeisen-Vorsorgebarometers sagte. Rund 75% der Schweizerinnen und Schweizer verfügten über eine Säule 3a.
Kapitalbezug wird beliebter
Auch bezüglich Vertrauen hat die private Altersvorsorge bei den Befragten eine klaren Vorsprung, fast die Hälfte hat «hohes Vertrauen» in die 3. Säule. Dagegen bleibe das Vertrauen in die AHV angeschlagen, stellte Portmann fest. Wie schon in den Vorjahren weist die 1. Säule der Altersvorsorge den tiefsten Vertrauenswert auf. Nur etwas mehr Vertrauen geniessen die Vorsorge-Einrichtungen der 2. Säule.
An Beliebtheit gewinnt in der 2. Säule der vollständige Kapitalbezug der in der Pensionskasse angesparten Gelder beim Eintritt ins Rentenalter: Bereits knapp 18% der Befragten würden diese Variante wählen. Die Auszahlung der Pensionskassenguthaben als monatliche Rente wollen noch gut 38% wählen, die weiteren Befragten wollen eine Mischform wählen oder haben noch keine Pläne. Noch vor fünf Jahren hätten sich mehr als die Hälfte der Befragten auf die monatliche Rente festgelegt, sagte Portmann.
Individuelles Pensionsalter
Einen Anstieg stellen die Studienverfasser beim Bedürfnis nach mehr Flexibilität in der Vorsorge fest, wobei auch der Wunsch nach einer vorzeitigen Pensionierung klar zunimmt. So planen fast ein Drittel der Befragten, zwischen einem und fünf Jahren vor dem ordentlichen Pensionsalter in Rente zu gehen. Erleichtert wird die Frühpensionierung mit der 2024 in Kraft tretenden Reform AHV 21, die gleichzeitig aber auch Anreize für eine Weiterarbeit nach dem Rentenalter schafft.
Viele Personen machten sich allerdings auch Illusionen bezüglich einer Frühpensionierung, machten sich fehlende Beitragsjahre in der Pension doch deutlich bemerkbar, schränkte Raiffeisen-Geschäftsleitungsmitglied Roland Altwegg vor den Medien ein. In der Vorsorgeberatung stelle sich oft heraus, dass das Einkommen nach der Pension überschätzt werde, gleichzeitig gingen auch die Ausgaben im Ruhestand weniger stark zurück als oftmals erwartet.
Einheitliches Rentenalter
Geteilt gaben sich die Befragten bezüglich der Frage nach einer Umstellung auf ein Lebensarbeitszeitmodell in der Vorsorge: Je knapp die Hälfte sprachen sich dafür respektive dagegen aus, dass Personen, die später ins Erwerbsleben starten oder einen Arbeitsunterbruch haben, auch später pensioniert würden. Auf immer grössere Akzeptanz stösst derweil ein einheitliches Rentenalter für Männer und Frauen. (sda)
Über die Studie
Das «Raiffeisen-Vorsorgebarometer» basiert auf einer vom 9. bis 29. Juni durchgeführten Bevölkerungsbefragung bei 1052 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren sowie auf der Analyse ökonomischer Daten. Zusätzlich wurden Personen im Alter von über 65 Jahren befragt. Die Studie dazu wurde in Zusammenarbeit mit der «School of Management and Law» der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erstellt.
Die Studie zum Download als PDF.