Hohe Weiterbildungsbereitschaft bei KMU

Donnerstag, 06. Juni 2024
Der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB publizierte jüngst eine Studie, wo Mikro- und Kleinunternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden im Fokus stehen. Damit schliesst der SVEB eine Forschungslücke und erntet dafür Applaus vom Arbeitgeberverband.

Die Studie «Bedeutung und Umsetzung von Weiterbildung in KMU» basiert auf einer quantitativen Befragung von 386 KMU mit 2 bis 50 Mitarbeitenden sowie 10 qualitativen Interviews mit KMU-Verantwortlichen. Sie zeigt, dass viele KMU der Weiterbildung eine grosse Bedeutung zuschreiben. Fast 90% erachten sie als wichtig für den Unternehmenserfolg. Zudem ist sie bei einer Mehrheit Bestandteil des Unternehmensbudgets und der Strategie. Auch die Mitarbeitenden werden von rund drei Vierteln der KMU als weiterbildungsmotiviert beschrieben. Dennoch nehmen die Mitarbeitenden in mehr als der Hälfte der KMU nur selten an Weiterbildung teil. Insbesondere geringqualifizierte Mitarbeitende weisen eine tiefe Weiterbildungsaktivität auf.

Ein Drittel hat einen ungedeckten Weiterbildungsbedarf

Allerdings weisen die Ergebnisse darauf hin, dass der Weiterbildungsbedarf in kleinen Betrieben teils nicht gedeckt wird. So sieht sich ein Drittel der KMU daran gehindert, (mehr) Weiterbildungen umzusetzen. Gründe dafür sind gemäss Angaben der KMU-Verantwortlichen primär fehlende finanzielle und zeitliche Ressourcen oder ein Mangel an geeigneten Weiterbildungen. Des Weiteren erachtet es fast die Hälfte der KMU als schwierig, ihren künftigen Kompetenzbedarf einzuschätzen. Und da die meisten Betriebe nur Weiterbildungen einplanen, wenn sie einen konkreten Nutzen dahinter sehen, entspricht ihre Weiterbildungsaktivität potenziell nicht dem effektiven Bedarf.

Branche beeinflusst die Weiterbildungsaktivität

In der Studie wird ebenfalls aufgezeigt, dass sich die Weiterbildungsaktivität in den Betrieben nach Branche unterscheidet. Insbesondere KMU im Bereich «Gastronomie und Handel» setzen seltener Weiterbildungen um und schätzen auch die Bedeutung von Weiterbildung tiefer ein. Kleine KMU mit bis zu drei Mitarbeitenden leisten weniger finanzielle und zeitliche Unterstützung. Auch die Qualifikationsstruktur in den KMU spielt eine Rolle. Insgesamt weisen die Analysen darauf hin, dass KMU mit einem grossen Anteil geringqualifizierter Mitarbeitender weniger weiterbildungsaffin sind als die anderen KMU. Beispielsweise nehmen sie Weiterbildung seltener ins Unternehmensbudget auf.

Zur Studie

In der Studie stehen Mikro- und Kleinunternehmen mit bis 50 Mitarbeitenden im Fokus. Sie basiert auf einer quantitativen Befragung von 386 Betrieben sowie 10 qualitativen Interviews mit KMU-Verantwortlichen. Sie zeigt, welche Bedeutung KMU der Weiterbildung zuschreiben und wie sie Weiterbildung umsetzen.

  • Preis: kostenlos
  • Herausgeber: SVEB
  • Autoren: Marianne Müller, Sofie Gollob, Franziska Hedinger
  • Vertrieb: SVEB, 58 Seiten
  • Download

Aktualisierung des Forschungsstands

Der SVEB leistete in diesem Bereich bereits 2005 Pionierarbeit. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Philipp Gonon von der Universität Zürich hat der SVEB eine grossangelegte Studie mit dem Titel «KMU und die Rolle der Weiterbildung – eine empirische Studie zu Kooperationen und Strategien in der Schweiz» publiziert (Bern, 2005). Diese Studie ist nun mit neuen Daten aus dem Jahr 2022 und einem etwas anderen Fokus aktualisiert und 2024 publiziert worden.

Arbeitgeberverband begrüsst die Studie

In einer Medienmitteilung würdigt der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) die Studie und begrüsst, dass die überwiegende Mehrheit der KMU eine hohe Weiterbildungsbereitschaft aufweist. Neben der hohen Bedeutung von Weiterbildung und einer grossen Bereitschaft, in Weiterbildungen zu investieren, zeige die Studie allerdings auch die Lücken auf: 30% der befragten KMU stossen aus Zeit- oder Finanzierungsgründen oder weil kein passendes Angebot existiert an Grenzen, weshalb sie teilweise weniger in Weiterbildung investieren als sie eigentlich möchten – trotz grundsätzlicher Bereitschaft zur Investition in Weiterbildung. Dabei gelte es zu berücksichtigen, dass Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden oftmals kein formalisiertes Weiterbildungsangebot unterhalten, da einerseits der Kompetenzbedarf statischer ist und andererseits betreffend Weiterbildung sehr viel auf informellem Weg beigebracht wird. Deshalb würden laut Arbeitgeberverband viele Unternehmen ihre eigenen Weiterbildungsaktivitäten unterschätzen, da sie ihre informellen Bemühungen häufig gar nicht als Weiterbildung wahrnehmen.

Der Arbeitgeberverband fordert in diesem Zusammenhang, bestehende Angebote – wie zum Beispiel «viamia», die kostenlose Laufbahnberatung für Erwerbstätige ab 40 Jahren – besser mit den KMU zu vernetzen und den Unternehmen sowie ihren Mitarbeitenden so einen Mehrwert bei der Personalentwicklung zu bieten und unterstützt Brancheninitiativen, die spezifisch die Aus- und Weiterbildung von Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss fördern. Nationale, übergreifende Regulierungen seien dafür aber nicht zielführend.

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