Case Management verhindert Invalidenrenten

Dienstag, 28. Juni 2022
Im Rahmen eines ganzheitlichen Managements von Invaliditätsrisiken ist Case Management sowohl wirksam als auch wirtschaftlich. Das zeigt eine Wirksamkeitsstudie der PK Rück.

Die Wiedereingliederung bei einer länger anhaltenden Arbeitsunfähigkeit stösst in der Schweiz auf hohe Akzeptanz. Betroffene, Arbeitgeber und Pensionskassen beurteilen die Massnahmen weitgehend positiv. Datenbasierte Evidenz für deren Effektivität gab es bisher jedoch kaum.

Die Wirksamkeitsstudie der PK Rück zeigt nun: Case Management ist effektiv und kann als Teil eines umfassenden Lösungssystems in vielen Fällen eine IV-Rente verhindern.

Reduktion des Invaliditätsrisikos um bis zu ein Drittel

Die untersuchten Fälle von Arbeitsunfähigkeit zeigten, dass Wiedereingliederungsmassnahmen das Invaliditätsrisiko deutlich senken: Case Management, das ergänzend durchgeführt wird, reduziere das Risiko einer IV-Rente im Schnitt um 16%. Am effektivsten sei eine Wiedereingliederung bei psychischen Erkrankungen wo das Invaliditätsrisiko um 33% gesenkt werden konnte.

Im Jahr 2021 waren gemäss IV-Statistik Diagnosen im Bereich Psyche für fast die Hälfte der IV-Neurenten verantwortlich. Die PK Rück lege den Fokus bei der Wiedereingliederung folgerichtig auf psychische Erkrankungen: Zwei Drittel der untersuchten Fälle wiesen eine entsprechende Diagnose auf.

 

Ideale Voraussetzungen für eine effektive Wiedereingliederung

  • Mittleres Alter (35 –46 Jahre)
  • Psychische Erkrankungen
  • Gute Sprachkenntnisse
  • Höhere Löhne (> CHF 64000)
  • Kurze Dauer bis zur Meldung (< 90 Tage)

Je schneller desto besser

Ein weiterer Erfolgsfaktor sei der Meldezeitpunkt der Arbeitsunfähigkeit. Je früher diese gemeldet werde, desto grösser seien die Chancen, dass eine IV-Rente vermieden werden könne. Ein proaktives Meldeverhalten sei deshalb von entscheidender Bedeutung. Die meisten Arbeitgeber seien sich dessen bewusst: 77% der Fälle würden innerhalb von 180 Tagen gemeldet. Dennoch sei eine Beschleunigung erstrebenswert, denn eine Dauer bis zur Meldung von unter 90 Tagen senke das Invaliditätsrisiko um 20%, falls ein Case Management eingeleitet wird.

Wiedereingliederung lohnt sich auch finanziell

IV-Renten verursachen enorme Kosten. Die PK Rück ermittelte anhand der untersuchten Daten einen Aufwand pro IV‑Fall von der Erstrente bis zur Pensionierung von durchschnittlich 460000 Franken. Die Daten zeigten, dass die PK Rück mit 100 Case-Management-Fällen im Schnitt 3.2 Invaliditätsfälle verhindern kann. Bei psychischen Krankheiten seien es aufgrund der überdurchschnittlichen Effektivität gar 6.8 IV-Renten pro 100 Case-Management-Fälle.

Durch gezielte Wiedereingliederungsmassnahmen liessen sich somit trotz zusätzlicher Kosten substanzielle Einsparungen erzielen. Eine Berechnung, ausgehend vom Geschäftsjahr 2020 der PK Rück, ergebe IV-Renten-Einsparungen in Höhe von 5.9 Mio. Franken. Die Rentabilität der gezielt eingesetzten zusätzlichen Massnahmen liege bei 170%.

 

Die Studie

Für die Studie haben Wissenschaftler der Zürcher Hochschule für Wirtschaft ZHAW und der Hochschule Furtwangen 20014 Fälle der PK Rück aus den Jahren 2010 bis 2020 analysiert. Mit der Propensity Score Matching Methode wurden 2353 Case-Management-Fälle mit 17661 Fällen ohne Wiedereingliederungsmassnahmen verglichen.

Die vollständige Studie als PDF-Datei

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