Sozialhilfequoten so tief wie schon lange nicht mehr

Dienstag, 29. Oktober 2024
In den Schweizer Städten sind die Sozialhilfequoten so tief wie schon lange nicht mehr. Dies zeigt der aktuelle Bericht «Sozialhilfe in Schweizer Städten». Auch die Zahl der Sozialhilfebeziehenden hat im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, im Durchschnitt der 14 beteiligten Städte um 4.3%. Was die städtischen Sozialdienste jedoch herausfordert, ist der zunehmende Anteil von Personen mit psychischen Beeinträchtigungen in der Sozialhilfe.

Gemäss Einschätzung von 14 Städten sind psychische Belastungen von Sozialhilfebeziehenden ein gewichtiges Thema. Sie schätzen, dass rund ein Viertel ihrer Klientinnen und Klienten psychisch so stark belastet sind, dass sie in ihrem Alltag relevant beeinträchtigt sind. 13 Städte geben an, dass der Anteil der Sozialhilfebeziehenden mit starken psychischen Belastungen in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.

Psychische Gesundheit: Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen erkannt

Viele städtische Sozialdienste engagieren sich laut Medienmitteilung bereits in der Weiterbildung ihrer Sozialarbeitenden und organisieren fachliche Beratung rund um das Thema psychische Erkrankungen. Noch fehle aber vielerorts ein systematisches Vorgehen und genügend Zeit, um komplexe Fälle zu begleiten und die Zusammenarbeit aller involvierten Institutionen zu koordinieren. Als grosse Herausforderung nennen praktisch alle Städte die fehlenden Kapazitäten auf Seite der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung. Das Angebot an niederschwelligen, zeitnah verfügbaren Abklärungs- und Therapiemöglichkeiten ist gemäss den befragten Städten oft nicht ausreichend.

Rückläufiger Trend in der Sozialhilfe setzt sich fort

In 12 von 14 Städten lagen 2023 die Sozialhilfequoten unter dem Niveau von 2019. In 11 Städten sogar unter dem Niveau von vor zehn Jahren. Die Sozialhilfequote misst den Anteil der sozialhilfebeziehenden Personen an der gesamten Wohnbevölkerung. Auch die absolute Zahl der Sozialhilfebeziehenden hat im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Städten abgenommen, im Durchschnitt um 4.3%. Der rückläufige Trend in der Sozialhilfe setzt sich damit fort. Zu diesen Resultaten kommt der Bericht «Sozialhilfe in Schweizer Städten - Kennzahlen 2023 im Vergleich», herausgegeben von der Städteinitiative Sozialpolitik.

Ein wesentlicher Hintergrund für diese Entwicklung sei die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, was im Vergleich zum Vorjahr zu weniger Neueintritten in die Sozialhilfe führt. «Das bedeutet auch, dass vorgelagerte Massnahmen wie Aus- und Weiterbildungen oder andere Sozialleistungen greifen», erklärt Émilie Moeschler, Vizepräsidentin der Städteinitiative Sozialpolitik.

Die Risikofaktoren für den Sozialhilfebezug ändern nicht

Nach wie vor gibt es aber Bevölkerungsgruppen, die ein erhöhtes Risiko haben, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein: Kinder, junge Erwachsene, Personen ausländischer Herkunft oder Einelternhaushalte. Im Mittel werden in den 14 Städten rund 23% aller Einelternhaushalte durch die Sozialhilfe unterstützt. «Es handelt sich dabei vor allem um Frauen mit minderjährigen Kindern, die Teilzeit arbeiten», erklärt Émilie Moeschler. «Wir müssen unsere Anstrengungen fortsetzen, um Armut zu bekämpfen, zum Beispiel durch die Förderung der Berufsbildung und die Vermittlung von Grundkompetenzen.»

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