Zahl der Sozialhilfebezüger sinkt dank guter Arbeitsmarktlage

Dienstag, 24. Oktober 2023
In Schweizer Städten haben 2022 weniger Menschen Sozialhilfe bezogen als im Jahr zuvor. Die Zahl der unterstützten Personen sank laut einer Erhebung der Städteinitiative Sozialpolitik im Durchschnitt um 2.4%. In 10 der 14 untersuchten Städte war die Sozialhilfequote rückläufig.

Zu der Entwicklung habe unter anderem die günstige Lage auf dem Arbeitsmarkt beigetragen, teilte die Städteinitiative mit. Auch die Zahl der neuen Fälle ging zurück - gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen drei Jahre um 11.1%.

Biel führt Rangliste weiterhin an

Am höchsten war die Sozialhilfequote den Angaben zufolge mit 9.9% nach wie vor in Biel. Dies, obwohl sie seit 2016, als ein Höchststand von 11.8% erreicht wurde, stetig abgenommen hat. Auf Platz zwei der Rangliste folgt Lausanne mit einer Sozialhilfequote von 6.8%, wobei auch dort im Mehrjahresvergleich ein Rückgang zu beobachten ist. 2012 hatte die Sozialhilfequote in der Waadtländer Kantonshauptstadt noch 10.3% betragen.

Für den Bericht «Sozialhilfe in Schweizer Städten - Kennzahlen 2022 im Vergleich» analysierten die Städteinitiative Sozialpolitik des Schweizerischen Städteverbands und die Fachhochschule Bern Daten aus 14 Städten: Basel, Bern, Biel, Chur, Lausanne, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Schlieren, Uster, Wädenswil, Winterthur, Zug und Zürich.

In den untersuchten Städten lebt laut den Studienautorinnen und -autoren ein Viertel der Sozialhilfebeziehenden in der Schweiz. Die Erhebung basiert auf in erster Linie auf der Sozialhilfestatistik des Bundesamts für Statistik (BFS).

Tiefste Quote in Zug

Die tiefste Sozialhilfequote wies im vergangenen Jahr Zug mit 1.5% auf. In Basel belief sich die Quote auf 5.3%, in Bern auf 4.9% und in Zürich auf 4.1%.

Als Gründe für die erheblichen Unterschiede zwischen den verschiedenen Städten bezeichnen die Studienautoren eine Reihe struktureller Faktoren: So hätten Städte mit höheren Bevölkerungszahl, in denen relativ viele preisgünstige Wohnungen verfügbar seien, in der Regel eine höhere Sozialhilfequote. Eine Rolle spielt demnach auch der Anteil Alleinerziehender und Geflüchteter an der Bevölkerung - und wie viele Arbeitslose, Ausgesteuerte oder Menschen ohne Ausbildung an einem Ort leben. Zudem unterstützten die Kantone Haushalte mit geringem Einkommen unterschiedlich stark. Entsprechend sei auch das Risiko, auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, nicht überall gleich gross.

Geflüchtete arbeiten häufig

In vier Städten nahm die Zahl der Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger im Vergleich zum Vorjahr zu: In Zug stieg sie um 6.2%, in Schaffhausen um 3.7%, in St. Gallen um 2.6% und in Luzern um 2.5%.

Die Zahl der unterstützten geflüchteten Personen habe in allen Städten zugenommen, schrieb die Städteinitiative dazu. Je höher der Anteil von anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen unter den Sozialhilfebeziehenden sei, desto stärker wirke sich die Zunahme auf die Gesamtentwicklung aus. Im Bezug auf die Situation Geflüchteter hob die Städteinitiative hervor, dass Geflüchtete, die auf Sozialhilfe beziehen, häufig erwerbstätig sind. 2022 waren 36% von ihnen sogenannte Working Poor, von den übrigen Sozialhilfebeziehenden waren lediglich 23% erwerbstätig.

Integrationsmassnahmen zentral

Die Erhebung zeige, dass Sprachkurse, der Zugang zur Berufsbildung, und die Anerkennung von Abschlüssen unerlässliche Massnahmen seien, um Geflüchteten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, liess sich die Lausanner Sozialvorsteherin Émilie Moeschler im Communiqué zitieren. Die SP-Politikerin ist Vizepräsidentin der Städteinitiative. In allen grösseren Städten lebten anteilmässig mehr Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene als im Durchschnitt des jeweiligen Kantons, betonte die Städteinitiative. Intergrationsmassnahmen müssten aus Sicht der Städte rasch erfolgen - und auf die individuelle Situation der Betroffenen abgestimmt sein.

Der Winterthurer Sozialvorsteher Nicolas Galladé/SP, Präsident der Städteinitiative, forderte in diesem Zusammenhang namentlich, dass auch das Intergrationsprogramm für Menschen aus der Ukraine mit Schutzstatus S weitergeführt wird. Er kritisierte zudem die Ungleichbehandlung von Personen, die Asylsozialhilfe beziehen. (sda)

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