SGB fordert Mindestlohn und geregelte Arbeitsbedingungen

Dienstag, 20. April 2021
Die Corona-Krise hat laut dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) zu mehr Arbeitslosigkeit und zu prekären Jobs geführt. Der SGB fordert einen Mindeststundenlohn von 22 Franken und geregelte Arbeitsbedingungen.

«Die Corona-Krise hat in der Schweiz zu einem enormen Anstieg der Unterbeschäftigung geführt», stellte Daniel Lampart, Chefökonom des SGB, in einer Medienveranstaltung fest. Das Instrument der Kurzarbeit habe zwar viele Entlassungen verhindert. Doch auch nach der zweiten Welle seien ausserordentlich viele Berufstätige ohne Arbeit. Die jüngeren und die älteren Arbeitnehmenden seien überproportional betroffen. Zurzeit seien rund 600'000 Personen in der Schweiz auf Arbeitslosenversicherung angewiesen, sagte SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard, die meisten von ihnen befänden sich in Kurzarbeit. Anfang 2020 seien es noch 100'000 Personen gewesen. Die Betroffenen müssten seit Monaten mit mindestens 20% weniger Einkommen leben. Die Aussichten für die nächsten Monate sind gemäss SGB beunruhigend. Auf dem Arbeitsmarkt sei keine substanzielle Erholung in Sicht. Der Gewerkschaftsbund fordert eine rasche Verlängerung der Kurzarbeit von 18 auf 24 Monate, um Entlassungen zu vermeiden. Zur Stärkung der Kaufkraft und zur Stimulierung der Binnenkonjunktur sollten zudem die rund fünf Milliarden Franken an überschüssigen Prämienreserven bei den Krankenkassen der Bevölkerung zurückerstattet werden, sagte Lampart.

Prekäre Jobs

Durch die Teil-Schliessungen der Wirtschaft seien prekäre Jobs gefördert worden, macht der SGB geltend. Die Schliessung der Restaurants etwa habe zu einem Boom bei den Essenslieferungen über Kuriere geführt. Diese hätten oft tiefe Löhne, unsichere Arbeitszeiten und eine schlechte soziale Absicherung. Dabei würden erkämpfte Mindeststandards umgangen. Dasselbe gelte etwa beim Onlinehandel. «Die neuen Stellen entstehen im unregulierten Bereich: das sind die Temporärangestellten, Subunternehmen, Scheinselbstständigen», sagte Daniel Münger, Präsident der Gewerkschaft Syndicom. Daher sei für ihn klar, «nur allgemeinverbindliche Branchen-Gesamtarbeitsverträge schützen wirksam vor Prekarisierung». Der SGB fordert einen Mindestlohn von 22 Franken pro Stunde.

In vielen Branchen hat die Pandemie gemäss SGB nicht nur die Einkommenssituation verschlechtert: «Wer trotz Lockdown weiterarbeiten konnte, musste oft weitere Verschlechterungen in Kauf nehmen, etwa in der Verkaufsbranche zur Abwicklung von Online-Aufträgen», sagte Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia. Der Druck, solche Verschlechterungen zu akzeptieren, sei immens. Denn schliesslich gehe es denen, die in Kurzarbeit stehen, ja noch schlechter. «Daher brauchen wir 100% Lohnersatz bei Löhnen bis 5000 Franken», sagte Alleva. Der Gewerkschaftsbund fordert unter anderem auch Jobgarantien im Betrieb sowie Unterstützung für die Ausbildungsabgängerinnen und -abgänger bei der Stellensuche. (sda)

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