KMU-Arbeitsmarktstudie: Potenzial älterer Arbeitnehmender und Frauen wird zu wenig genutzt

Mittwoch, 06. Juli 2022
Vier von fünf KMU bekunden Probleme bei der Suche von Arbeitskräften. Obwohl die älteren Angestellten beliebt sind, werden sie bei Bewerbungen zu wenig berücksichtigt. Auch eine gezielte Förderung von Frauen, die gegen den Fachkräftemangel helfen könnte, wird nicht vorangetrieben.

Eine in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo durchgeführte Studie der AXA zeigt: Der Fachkräftemangel in der Schweiz ist nach wie vor akut. 78% der befragten Unternehmen, die 2021 neue Arbeitskräfte suchten, hatten zumindest teilweise Probleme, ihre Stellen zu besetzen. Knapp zwei Drittel davon führen dies auf den Fachkräftemangel zurück. Im Bereich Handwerk und Baugewerbe verzeichneten ganze 80% der suchenden Unternehmen Mühe, ihre Stellen zu besetzen – im Bereich Produktion und Reparatur waren es 74%.

Ältere Mitarbeitende sind beliebt und werden doch nicht eingestellt

Auffällig sei die generell sehr positive Beurteilung der älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die KMU-Verantwortlichen: 67% schätzen sowohl die Loyalität als auch die Verantwortungsbereitschaft der über 50-Jährigen im Vergleich zur übrigen Belegschaft als besser ein. Besonders bemerkenswert sei jedoch, dass sie von ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern auch als leistungsbereiter (55%) und resilienter (54%) als der Rest der Belegschaft eingestuft werden.

Dieses positive Bild stehe in starkem Kontrast zur tiefen Bereitschaft, offene Stellen mit älteren Arbeitnehmenden zu besetzen, wie die Studie zeigt: Obwohl insgesamt drei Viertel der KMU 2021 nicht alle Stellen wie gewünscht besetzen konnten, hätten die meisten Firmen eine formelle oder informelle Altersgrenze, wenn es um die Einstellung neuer Mitarbeitenden gehe: Rund jedes zehnte Unternehmen stellt in der Regel keine Personen an, die 45 Jahre und älter sind, bei 29% der befragten KMU liegt die Altersgrenze zwischen 45 und 54 Jahren.

Weibliche Erwerbsbeteiligung wird kaum aktiv gefördert

Nur gerade 5% der befragten KMU mit einem Geschlechterungleichgewicht in der Belegschaft setzen gezielte Förderprogramme für Frauen ein, lediglich 13% unterstützen Teilzeitarbeit und Jobsharing, und nur 22% setzen auf flexible Arbeitszeiten. Während von den grossen KMU immerhin knapp neun von zehn der grossen KMU mindestens eine Massnahme zur Gleichstellung der Geschlechter ergreifen, ist die Förderung der Gleichstellung für jedes zweite KMU mit weniger als zehn Mitarbeitenden überhaupt kein Thema.

Psychische Erkrankungen besonders für grosse KMU eine Herausforderung

Neben der Rekrutierung neuer Mitarbeitenden stellt auch das Wohlbefinden der eigenen Belegschaft eine Herausforderung für Schweizer KMU dar: 76% der Befragten gaben an, dass in Bezug auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden besondere Herausforderungen für das eigene Unternehmen bestehen – bei den grossen KMU sind es gar 97%. Am häufigsten kämpfen die KMU mit physisch bedingten Ausfällen ihrer Mitarbeitenden, 38% der kleineren und mittleren sowie 45% der grossen KMU sehen hier eine besondere Herausforderung.

Von Ausfällen aufgrund psychischer Erkrankungen sind hingegen vor allem grosse KMU betroffen. Während nur 11% der kleinen KMU psychisch bedingte Ausfälle als grosse Herausforderung sehen, sind es 42% der grossen KMU. Psychische Erkrankungen stellen damit bei den grossen KMU ein ebenso grosses Problem dar wie körperliche.

Zwei Lösungsansätze

Basierend auf den Ergebnissen der AXA-Studie ergeben sich zwei mögliche Massnahmen, wie Michael Hermann erklärt: «Neben der Einstellung und Erhaltung älterer Arbeitskräfte ist die Steigerung der Frauen-Erwerbsbeteiligung ein Ansatz gegen den akuten Fachkräftemangel.»

Zur Studie

Die AXA KMU-Arbeitsmarktstudie entstand in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo und untersucht, was KMU in der Schweiz bewegt. Die repräsentative Studie wurde 2022 erstmals durchgeführt und basiert auf einer Online- Befragung von 300 Schweizer KMU aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz.

Download AXA KMU-Arbeitsmarkstudie

Artikel teilen


Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

Folgen sie uns auf